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Auto Mobil International Auto Mobil International: Ami in Leipzig kämpft um Status

Von STEFFEN HÖHNE 30.05.2014, 20:12
Der neue Audi S7 Sportback feierte am Freitag auf der Ami Weltpremiere.
Der neue Audi S7 Sportback feierte am Freitag auf der Ami Weltpremiere. Dpa Lizenz

LEIPZIG/MZ - Die Ami geht in die Hose. Nein, nicht die Auto Mobil International (Ami) als Ganzes. Die Leipziger Messemacher haben hart gearbeitet, dass die größte deutsche Automesse in diesem Jahr, die am Samstag ihre Tore öffnet, ein Erfolg wird. Es sind die zahlreichen Hostessen an den Ständen etwa bei Audi, Porsche, Skoda und Nissan, die den früher obligatorischen Rock gegen die Hose getauscht haben. Dies mag nur ein Detail der Schau sein, weist aber auf generelle Veränderungen hin.

Manta, Manta, PS und Boxenluder auf der Kühlerhaube haben schon lange ausgedient. Emotion und Sex-Appeal sind bei den Autobauern zwar weiter ein wichtiges Element der Werbung, doch bestimmen sie nicht mehr alles. „Die Frage nach dem Spritverbrauch“, sagt eine Frau am Stand von Audi, „wird mindestens so oft gestellt wie die nach der Höchstgeschwindigkeit“. Design und Marke sind weiter bedeutend, doch stellt der Kunde auch knallhart Kosten und Nutzen gegenüber. An fast allen Ständen können sich die Besucher an Tablet-Computern schnell über alle technischen Daten der Fahrzeuge informieren. Gerade jüngere Autofahrer betrachten das Auto zunehmend als ein Fortbewegungsmittel unter mehreren - denn als Statussymbol.

Zahlreiche Probefahrten möglich

Die Ami ist in diesem Jahr der beste Ort in Deutschland, um sich einen Überblick über die neuesten Modelle zu verschaffen. Alle deutschen Hersteller und die meisten ausländischen Auto-Konzerne präsentieren rund 50 Neuheiten - darunter einige Welt- und Europapremieren. Am Stand von BMW beispielsweise steht der neue Geländewagen X4 und der BMW 2er Active Tourer. „Für uns ist Leipzig wichtig, um den deutschen Kunden unsere Top-Modelle zu zeigen“, sagt Roland Krüger, Leiter Vertrieb Deutschland. Nebenan bei der südkoreanischen Automarke Hyundai wirbt Deutschlandchef Markus Schrick für den Kleinwagen i10 LPG. „Durch einen zusätzlichen Autogastank fährt das Auto 1 200 Kilometer mit einer Tankfüllung“, sagt Schrick. Für mobile Pflegedienste etwa sei das Auto geradezu ideal. Nach seinen Worten ist Ostdeutschland für Hyundai ein wichtiger Markt und die Ami eine gute Plattform, um wahrgenommen zu werden.

Abseits der reinen Autoschau bietet die Ami ein breites Rahmenprogramm. Hier eine Auswahl:

Zwei Sonderausstellungen: In der Glashalle sind Supersportwagen von Ferrari, Aston-Martin oder Maserati zu bestaunen. In der Halle 2 lassen Oldtimer das Flair vergangener Zeiten aufleben. Dabei ist etwa ein DeLorean DMC-12.

Off-Road-Parcours: Sieben Hersteller mit zehn verschiedenen Geländewagen laden auf dem Freigelände zur Mitfahrt.

Spritsparstunde: Besucher erhalten Training zum kraftstoffsparenden Fahren.

Computer-Simulation von Extremsituationen

Die Ami findet vom 31. Mai bis 8. Juni statt. Das Messegelände an der A14 ist per Auto, Regionalbahn oder Straßenbahn zu erreichen. Das Tagesticket kostet zwölf Euro, ermäßigt acht Euro. Kinder zahlen fünf Euro, das Familienticket ist für acht Euro pro Person zu haben.

Weitere Informationen unter: www.ami-leipzig.de

Messe-Chef Martin Buhl-Wagner wird dies gern hören: „Unser Motto ist hautnah.“ Die Besucher könnten die Autos nicht nur anschauen, sondern auch testen. Rund 70 Fahrzeuge stünden zur Probefahrt bereit - darunter 15 verschiedene Elektro-Autos. Bei der letzten Ami im Jahr 2012 besuchten 287 000 Gäste die Schau.

Doch sind Autoexperten skeptisch, ob es für die Ami langfristig reicht, eine „Mitmachmesse“ zu sein. „Die Autofans in Mitteldeutschland kann man mit den Neuheiten locken - die Fachpresse weniger“, sagt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer von Uni Duisburg-Essen. Leipzig fehle ein Alleinstellungsmerkmal, um international wahrgenommen zu werden. Die Konsequenz: Die Konzernchefs der großen deutschen Autobauer suchte man am Pressetag in Leipzig vergebens. Wichtige internationale Autobauer wie Toyota, Mazda und Renault sind in diesem Jahr gleich ganz ferngeblieben. „Diesen ist offenbar die mediale Präsenz zu gering“, so Dudenhöffer. „Leipzig ist in Abstiegsgefahr.“

Bei der Messe und dem Partner, dem Verbande der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), ist man sich der Probleme durchaus bewusst. „Das Interesse an Fachmessen geht insgesamt zurück“, sagt VDIK-Präsident Volker Lange. Speziell in der Autobranche habe sich die Situation verändert.

Fokus auf neue Antriebe

Die Unternehmen würden Weltpremieren von Modellen zunehmend abseits der Automessen veranstalten, um noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aktuelles Beispiel: Eine Woche vor der Ami präsentierte Mercedes seinen neuen Kombi der C-Klasse im Werk Bremen erstmals. Leipzig ist „nur“ die erste Publikumsschau. Messe-Chef Buhl-Wagner sagt in Bezug auf die Gesamtsituation: „Wir werden mit den Herstellern reden und auch reagieren.“ Eine wichtige Neuerung ist bereits seit 2012, dass neue Antriebe (Elektro, Erdgas, Brennstoffzelle) in den Fokus gerückt sind. So präsentiert BMW die E-Autos i3 und i8, Nissan stellt sein erfolgreiches Modell Leaf vor und auch der amerikanische Elektro-Auto-Star Tesla ist mit einem eigenen Stand vor Ort. „Deutschland soll für uns ein wichtiger Markt werden, deswegen sind wir wie unsere Wettbewerber hier“, sagt Tesla-Managerin Kathrin Schira.

Die Besucher, die sich besonders für Elektro-Autos interessieren, müssen die Stände jedoch nach den - noch immer raren - Modellen absuchen. Bequem ist das nicht. Dudenhöffer spricht sich daher für eine stärkere Fokussierung aus: „Es gibt beispielsweise den Trend zu selbstfahrenden Autos. Wenn in Leipzig das neue Google-Auto stehen würde, wäre Aufmerksamkeit garantiert.“ Davon würden am Ende auch alle anderen Aussteller profitieren.