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Apple will Beats übernehmen Apple will Beats übernehmen: Das Ende des Musik-Downloads

Von Jonas Rest 09.05.2014, 05:24
Apple hat den Kauf des Musikspezialisten Beats für eine kolportierte Summe von 3,2 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro) abgewickelt.
Apple hat den Kauf des Musikspezialisten Beats für eine kolportierte Summe von 3,2 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro) abgewickelt. dpa Lizenz

Cupertino - Es soll die größte Übernahme in der Geschichte des US-Technologiekonzerns Apple werden. Medienberichten zufolge soll Apple davor stehen, für 3,2  Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro)  die kalifornische Firma Beats Electronics kaufen. Deren Mitgründer und Aushängeschild, der Rapper Dr. Dre, bestätigte den Deal indirekt. In einem in der Nacht zum Freitag hochgeladenen Internetvideo verkündete er aufgeregt, der  erste Milliardär im Hip-Hop-Geschäft zu werden.

Der Rapper, der mit bürgerlichem Namen André Young heißt,  hatte die Firma im Jahr 2006 zusammen mit dem Musikmanager Jimmy Iovine gegründet. Bekannt ist sie vor allem für ihre klobigen Kopfhörer mit dem  „b“.  Diese sind sowas wie das iPhone unter den Kopfhörern – zumindest was den Preis angeht.  Die Kopfhörer kosten bis zu 300 Euro. Ihre Klangqualität wird dagegen immer wieder kritisiert. Zuletzt waren sie im Test der Stiftung Warentest durchgefallen. Dort  landeten sie als eines der teuersten Produkte auf dem drittletzten Platz.

Apple-Chef Tim Cook dürfte es daher bei der Übernahme von Beats Electronics auch nicht auf deren Kopfhörer abgesehen haben. Vielmehr  geht es ihm um „Beats Music“, einen Musik-Streamingdienst, den Beats im Januar auf den Markt gebracht hat.   Denn ausgerechnet Apple, der Konzern,  der mit seinem Musikdienst iTunes den Musikmarkt revolutionierte, droht bei der nächsten Umwälzung des Marktes abgehängt zu werden: Den Übergang zur Cloud, zu den Streaming-Diensten.

Der Markt der Musik-Downloads ist am Abkühlen. Apple musste im letzten Jahr erstmals seit dem Beginn von iTunes im Jahr 2003 mitansehen, wie die  Umsätze sanken. Ein  Grund dafür sind Musikstreaming-Dienste wie Spotify, Simfy oder Rdio,  bei denen für eine monatliche Abo-Gebühr von rund zehn Euro die Nutzer  Zugriff auf Millionen von Songs haben. Sie wachsen schneller als jeder andere Bereich der Musikindustrie.  Im letzten Jahr soll ihr Umsatz  um 51 Prozent auf 1,1 Milliarden angestiegen sein.

Mit diesem Geschäftsmodell ist es den Diensten gelungen, die Festung zu durchbrechen, die Apple im digitalen Musikmarkt aufgebaut hatte. Wer sich bei iTunes die Musiksammlung für seinen iPod gekauft hatte, hatte langen einen starken Anreiz, auch Apples iPhone anstatt eines  Konkurrenzprodukt zu kaufen. Sonst drohte der Verlust  der gekauften Songs. Der Musikdienst iTunes war so elementar dafür, die Kunden an Apple zu ketten – und er kurbelte  damit  wiederum den Umsatz bei iTunes an. Doch damit ist es  nun vorbei: Die neuen Streamingdienste machen den Absprung von Apple einfach – –für rund  zehn Euro im Monat stehen  die alten Songs zusammen  mit Millionen anderen bereit.

Als Reaktion auf die neuen Streaming-Angebote hatte sich Apple vor einem Jahr mit der Einführung des kostenfreien, personalisierten Radio-Senders  iTunes Radio zaghaft an einem ersten Streamingdienst versucht. Nun scheint der Konzern Ernst zu machen.   Eine ähnliche Funktion  für  die Bindung der Kunden an die Apple-Produkte wie iTunes  im Download-Zeitalter der Musik wird der Streamingdienst nicht haben.  Im Streaming-Zeitalter  kann zum Monatsende mit der Musiksammlung umgezogen werden.

Hip-Hop-Star Dr. Dre mit Kopfhörern seines mitgegründeten Unternehmens mit dem markanten roten „b“.
Hip-Hop-Star Dr. Dre mit Kopfhörern seines mitgegründeten Unternehmens mit dem markanten roten „b“.
REUTERS Lizenz