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Fairtrade boomt Aldi bietet Schokocreme mit Fairtrade-Siegel an

Von Evelyn Binder 30.01.2018, 02:04
Aldi-Schokocreme mit Fairtrade-Siegel
Aldi-Schokocreme mit Fairtrade-Siegel ALDI

Köln - Vor fünf Jahren noch blieben viele afrikanische Kleinbauern auf ihren fair produzierten Kakaobohnen sitzen: Den größten Teil der Ernte mussten sie zum viel niedrigeren Weltmarktpreis absetzen, weil kaum ein Süßwarenhersteller den teureren Fairtrade-Kakao einsetzen wollte. Nur 1000 Tonnen Fairtrade-Kakao wurden 2013 in Deutschland abgesetzt.

Doch in den vergangenen Jahren ist die Nachfrage explodiert: Einen Absatz von 40.000 Tonnen vermeldet die in Köln ansässige deutsche Lizenzorganisation Transfair für 2017. Mit Ferrero, Mars, Lambertz, Riegelein und vielen anderen setzen nicht nur immer mehr Süßwarenhersteller zunehmend fair gehandelte Bohnen ein. Auch immer mehr Händler werben mit Nachhaltigkeit und stellen Teile des Sortiments um.

40.000 Tonnen fair gehandelten Kakao kauften Hersteller 2017 ein, teilte Transfair auf der Süßwarenmesse ISM in Köln mit. Was sind die stärksten süßen Produkte?

Eis: 8200 Tonnen wurden mit dem Fairtrade-Siegel abgesetzt (plus acht Prozent).

Schokolade: 1590 Tonnen Fairtrade-Tafeln wurden verkauft (plus 27 Prozent).

Kakao: 620 Tonnen Trinkschokolade wurden verkauft (plus zwölf Prozent). (eve)

Zu den letzten Großen gehören nun Aldi Süd und Nord. Die Discounter wollen zusammen jedes Jahr Produkte mit insgesamt 6000 Tonnen fair gehandeltem Kakao absetzen. Das kündigte Aldi auf der Süßwarenmesse in Köln an. Tafelschokoladen der Eigenmarke Moser-Roth, Pralinen sowie Saisonartikel zur Oster- und Weihnachtszeit würden schrittweise auf das Fairtrade-Kakaoprogramm umgestellt, sagte Simon Binder von Aldi Süd. Seit 1. Januar gibt es bereits bei Aldi Süd die Schokocreme Nutoka mit Siegel.

Für Kunden soll der Einkauf nicht teurer werden: "Die Mehrkosten werden von Aldi getragen", teilte das Unternehmen mit. Umgestellt werde nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen Ländern.

Nicht alle Zutaten müssen aus fairem Handel sein

Das relativ neue Fairtrade-Kakaoprogramm ist der Grund, warum die Nachfrage in den vergangenen Jahren explodiert ist. Das klassische Transfair-Siegel darf nur nutzen, wer alle verfügbaren Zutaten für ein Produkt aus fairem Handel bezieht. Das Fairtrade-Kakao-Siegel kann genutzt werden, wenn zwar fair gehandelter Kakao verwendet wird, alle anderen Zutaten aber nicht aus fairem Handel sind.

Das Programm verhalf bisher Zehntausenden Kleinbauern zu höheren Erträgen. Nach einem Preissturz an den Weltmärkten wird für konventionellen Kakao heute mit 2000 Dollar 40 Prozent weniger gezahlt als vor zwei Jahren. "Eine kostendeckende nachhaltige Produktion auf Basis des Weltmarktpreises ist heute unmöglich", sagte Transfair-Chef Dieter Overath.

Fairtrade zahlt garantierte Mindestpreise über dem Weltmarktpreis sowie zusätzliche Prämien, über deren gemeinschaftliche Verwendung die Kakao-Kooperativen selbst entscheiden können. Viel Geld floss zuletzt in Schulungen, die Bauern zu besseren Ernten verhelfen.