Airport Leipzig/Halle Airport Leipzig/Halle: Airline für Amazon & Co.: Wie groß ist der russische Einfluss?

Schkeuditz - Seit mehreren Monaten stehen zwei blau-weiß lackierte Boeing 737 der jungen Frachtflug-Airline Cargo-Logic Germany (CLG) ungenutzt auf einem Vorfeld des Flughafens Leipzig/Halle. Doch nun geht’s los. Der erste Flug solle voraussichtlich am Montag starten, kündigt der seit kurzem amtierende Airline-Chef Johannes Jähn an, der zuletzt noch Flughafenchef am Airport Leipzig/Halle war. Die CLG ist die dritte Frachtairline, die sich am mitteldeutschen Airport angesiedelt hat. Sie will laut Jähn vor allem für Internet-Händler Expressfracht befördern. Die kleine Firma soll schnell wachsen.
Doch wie realistisch ist das? Wer steht hinter der Gesellschaft, wie groß ist die Finanzkraft?
Neue Airline am Airport Leipzig/Halle: Reicher Russe ist Eigner
Der Start ist holprig verlaufen. Monatelang kämpfte das Unternehmen um eine Betriebsgenehmigung des Luftfahrt Bundesamtes. Laut Jähn sind Technik, Team und Geschäftsplan nicht das Problem gewesen. Die wesentliche Hürde war die Eigentümerstruktur. Deutsche Airlines dürfen nicht im Besitz außereuropäischer Eigentümer sein. Doch das ist bei der CLG umstritten. Die Airline ist eine hundertprozentige Tochter der britischen Cargo-Logic Holding. Deren Eigentümer ist der reiche Russe Alexey Isaikin. Ihm gehört die russische Frachtairline Volga-Dnepr, die auch in Leipzig/Halle mit den Riesenmaschinen Antonov 124 fliegt. Isaikin besitzt jedoch auch einen zyprischen Pass - ist somit Europäer. Die Gesellschaften Volga Dnepr und CLG arbeiten nach eigenen Angaben getrennt voneinander - auch wenn sie dieselben Gesellschafter haben.
Lufthansa warnt im Vorfeld vor einem russischen Einfluss
Die Lufthansa als Wettbewerber warnte daher im Vorfeld vor einem russischen Einfluss, auch die Fachleute des Luftfahrt-Bundesamtes hatten offenbar Bauchschmerzen und verschoben die Zulassung immer wieder. Der bisherige CLG-Chef Ulrich Ogiermann sagt auch sehr offen: „Ohne den Einsatz des Landes Sachsen wären wir heute nicht so weit.“ Das heißt, die Landesregierung hat offenbar Druck beim Bund gemacht. Und der ehemalige sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich arbeitet heute als Berater für Isaikins Firmen. Am 13. September, zwei Tage vor der sächsischen Landtagswahl, erhielt die CLG dann die Betriebsgenehmigung. Eine große Nähe von CLG und Volga Dnepr ist unverkennbar und fällt - im wahrsten Sinne des Wortes - ins Auge. Selbst die Flugzeuge beider Airlines sind farblich ähnlich lackiert.
CLG: Airline-Chef sucht händeringend Piloten
Die Querelen bei der Zulassung will Jähn nun aber schnell hinter sich lassen. „Wir schauen nach vorn“, sagt der 42-Jährige. Nach seinen Worten soll die Mannschaft von derzeit 40 Mitarbeitern im kommenden Jahr auf 80 aufgestockt werden. Vor allem Piloten sucht der Airline-Chef händeringend. Denn auch die Zahl der Flugzeuge soll schnell von aktuell zwei auf sechs steigen. Die CLG setzt dabei auf das Expressgeschäft. Ziel ist es, für Internet-Händler wie Amazon Waren schnell von einzelnen Verteilzentren durch Europa zu fliegen. Die Umsätze der sogenannten E-Commerce-Branche legen weiter konstant und kräftig zu. Im vergangenen Jahr waren es 13 Prozent. Diesen Markt will die CLG bedienen.
Einzelne Kunden nennt Jähn aus Wettbewerbsgründen noch nicht. Nur so viel: „Wir haben in den vergangenen Monaten viele Gespräche geführt.“ Offenbar wird die junge Airline gleich zum Start auch Frachtlinien-Flüge übernehmen. Die Boeing 737 kann 20 Tonnen laden und bis zu 3 000 Kilometer weit fliegen. Ein potenzieller Kunde wäre auch die Post-Tochter DHL, die am Flughafen Leipzig/Halle ihr europäisches Luftfrachtdrehkreuz betreibt. Jede Nacht starten und landen mehr als 60 Flieger. Der Großteil gehört zur DHL-Flotte, doch auch Sub-Unternehmen fliegen für den gelben Riesen.
CLG-Chef Jähn hat gute Kontakte zu DHL
CLG-Chef Jähn verfügt auf jeden Fall über gute Kontakte zu den Leipziger DHL-Managern. Bis Juni war der gebürtige Hallenser noch Geschäftsführer des Flughafens Leipzig/Halle und Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG. Seit Herbst 2018 ist Jähn am Airport jedoch nur noch die Nummer zwei gewesen, hinter Götz Ahmelmann, der als Sprecher der Geschäftsführung von der insolventen Airline Air Berlin geholt wurde. Das führte offenbar dazu, dass sich Jähn nach neuen Aufgaben umsah.
Der Aufbau einer neuen Airline macht ihm sichtlich Freude. „Wir haben noch ein kleines Team, wollen aber viel erreichen“, erklärt er. Bereits als Flughafen-Chef hat Jähn bewiesen, dass er in kurzer Zeit fokussiert größere Projekte stemmen kann. Der anvisierte Airport-Ausbau für 500 Millionen Euro wurde von ihm geplant und gemanagt. Daher sagt er auch: „Er habe den Flughafen mit einem weinenden und einen lachenden Auge verlassen.“ Der Hobby-Pilot will nun beweisen, dass er eine Airline zum Erfolg führen kann. (mz)