Finanzen Agentur Fitch entzieht USA Top-Kreditrating
US-Staatsanleihen gelten als „sicherer Hafen“ für Anleger. Doch nach dem wochenlangen Gezerre um den Haushalt verweigert eine zweite Ratingagentur den USA die Bestnote für die Bonität.
London - Die Ratingagentur Fitch hat den USA die begehrte Spitzennote für die Bonität entzogen. Die Einstufung wurde um einen Schritt von AAA auf AA+ gesenkt, wie Fitch mitteilte. Damit zieht die Agentur mit dem Konkurrenten S&P gleich, der das Rating der USA bereits 2011 auf AA+ gesenkt hatte. Die dritte führende Ratingagentur, Moody's, bleibt bei der höchsten Stufe.
Dennoch könnte die Luft für die USA auf dem Verschuldungsmarkt etwas dünner werden. Denn vorsichtige Anleger meiden gern Papiere, die nicht das beste Rating haben.
Hohe Verschuldung der USA
Nach der Abstufung durch S&P konnten sich die USA allerdings weiter zu günstigen Konditionen Geld am Kapitalmarkt leihen, denn als größte Volkswirtschaft der Welt nehmen die Vereinigten Staaten eine Ausnahmerolle ein. Die gewaltige Wirtschaftsmacht und die Rolle des Dollar als globale Leitwährung sorgen dafür, dass US-Staatsanleihen als einer der wenigen „sicheren Häfen“ für Anleger gelten. Die Bedeutung der Amerikaner wird auch von der US-Notenbank gestützt. Sie hat die Hoheit über die Währung und kann die Welt mit Dollar fluten.
Fitch verwies unter anderem auf die hohe Verschuldung der USA und die zähen Kämpfe um den Haushalt. In diesem Frühjahr war das wochenlange Gezerre um die Anhebung der Schuldenobergrenze besonders bedrohlich. Erst nach wochenlanger Zitterpartie erzielten die Demokraten von Präsident Joe Biden und die Republikaner einen Kompromiss. Ohne die Einigung wäre der US-Regierung das Geld ausgegangen. Ein Zahlungsausfall hätte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen können.
US-Finanzministerin kritisiert die Abstufung
Fitch verwies aber auch auf Steuersenkungen und Initiativen mit hohen Ausgaben, die zu noch höheren Staatsschulden geführt hätten. Fitch hatte bereits im Mai eine Rating-Absenkung in Aussicht gestellt. Mit weiterem Ungemach müssen die USA zunächst nicht rechnen: Der Ausblick wurde von Fitch auf „stabil“ gesetzt.
Um die Spitzenbonität wiederzuerlangen, müssten die USA unter anderem die Staatsverschuldung in Griff bekommen, sagte Fitch-Manager Richard Francis im Sender CNBC. Das Defizit gemessen am Bruttoinlandsprodukt sei in den USA schon lange höher als in allen Ländern mit AAA-Rating - und auch höher als in denen, die auf AA+ kommen. Zur Finanzierung der Gesundheitsprogramme müsse eine langfristige Lösung gefunden werden, sagte Francis. Ein weiteres Drama um die Schuldenobergrenze wäre auch nicht hilfreich: Die Vorstellung, dass die USA plötzlich aufhören könnten, ihre Rechnungen zu zahlen, passe nicht zum AAA-Rating.
US-Finanzministerin Janet Yellen kritisierte, die Abstufung sei „willkürlich“ und basiere auf veralteten Daten. Auch das Weiße Haus verwies darauf, dass die US-Wirtschaft sich besonders schnell von der Corona-Pandemie erholt habe. Deswegen widerspreche es der Realität, das Rating ausgerechnet jetzt zu senken. Zugleich bezeichnete Sprecherin Karine Jean-Pierre den „Extremismus“ einiger Republikaner als „fortlaufende Bedrohung für unsere Wirtschaft“.
Verhaltene Reaktionen
Die Auswirkungen der Herabstufung auf den Finanzmärkten waren zunächst begrenzt: Der Dollar geriet zu anderen Währungen leicht unter Druck. US-Staatsanleihen reagierten kaum. An den europäischen Aktienbörsen nahmen Anleger jüngste Gewinne mit. „Es ist eben nicht das erste Mal“, ordnete LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer die verhaltenen Reaktionen ein.
Die wirtschaftlichen Folgen bewertete Kraemer, der früher bei S&P arbeitete, als eher gering. „Eine Abstufung von AAA auf AA+ entspricht in Schulnoten ungefähr einer Abstufung von 1+ auf 1“, sagte der Ökonom der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Aber es handele sich für die USA um einen Prestigeverlust.
Auswirkungen sieht der Volkswirt eher in der Politik. „Die Abstufung dürfte ausgeschlachtet werden, vor allem seitens der Republikaner.“ Die nächsten US-Wahlen finden zwar erst im Herbst 2024 statt. Aufseiten der Republikaner laufen sich aber die Präsidentschaftskandidaten warm.