Weiterer Autozulieferer in Insolvenz
Hamburg/dpa. - Die Krise auf dem Automarkt hat ein weiteres Opfer unter den Zulieferern gefordert. Der unterfränkische Autozulieferer Wagon Automotive habe beim Amtsgericht Aschaffenburg Insolvenz angemeldet, sagte Geschäftsführer Helge Bender und bestätigte damit einen Bericht des «Main-Echo».
Wegen des dramatischen Absatzeinbruches sollen bei Daimler auch im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim zehntausend Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden. Indessen wollen die deutschen Autohersteller den vielen notleidenden Zulieferern möglicherweise mit einem Hilfsfonds unter die Arme greifen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) arbeitet derzeit am Aufbau eines solchen Fonds. «Es gibt im VDA solche Überlegungen», sagte ein Verbandssprecher und bestätigte damit einen Bericht der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (WAZ/Freitag).
Bei Daimler sind allein in Untertürkheim 10 000 der 18 000 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen, sagte eine Daimler-Sprecherin am Donnerstag. Opel Eisenach verlängert die Weihnachtsferien seiner Mitarbeiter auf vier Wochen. Bei Porsche müssen 250 Leiharbeiter der Entwicklungsabteilung laut dem Magazin «auto motor und sport» Ende März gehen. Der Automobilzulieferer ZF rechnet mit «sehr schwierigen Monaten im ersten Halbjahr 2009».
Bei der von der Pleite bedrohten Wagon Automotive arbeiten etwa 650 Menschen. Geschäftsführer Bender kündigte an, gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter nach einer Sanierungslösung zu suchen. «Die wird mit Sicherheit auch einen gewissen Personalabbau mit sich ziehen.» An dem Standort werden unter anderem Türrahmen für Autos gefertigt. Hintergrund der am Mittwoch angemeldeten Insolvenz sei die Zahlungsunfähigkeit des britischen Mutterkonzerns Wagon Plc (Birmingham).
Am Vortag hatte der Autozulieferer Tedrive Insolvenz angemeldet. Dabei sind die beiden deutschen Gesellschaften Tedrive Germany in Düren und Tedrive Steering in Wülfrath mit zusammen 1500 Beschäftigten betroffen. Der Mittelständler fertigt Lenksysteme und Antriebswellen. Unterdessen haben sich beim Leverkusener Bremsbeläge-Herstellers TMD Friction nach der Insolvenzanmeldung mehrere potenzielle Investoren gemeldet.
Auch der drittgrößte deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen wird von der Automobilkrise getroffen, sieht sich aber für stürmische Zeiten gut gerüstet. Eine genaue Prognose für kommendes Jahr wollte ZF-Chef Hans-Georg Härter am Donnerstag in Stuttgart aber nicht abgeben. «Unsere Kunden planen auf Sicht», sagt Härter, er rechne mit sehr schwierigen Monaten im ersten Halbjahr 2009. Danach könne es aber eine Besserung geben. Kurzarbeit für die über 36 000 in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter sei derzeit nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. ZF beschäftigt weltweit über 61 000 Menschen.
Die Arbeitnehmervertreter von Daimler fordern angesichts der schwierigen Lage, Arbeiten nicht mehr an andere Unternehmen zu vergeben, sondern ins eigene Haus zurückzuholen. «Lasst uns Arbeiten ins Unternehmen zurückholen, die in der Vergangenheit fremd vergeben wurden und neue sinnvolle Aufgaben entwickeln», schreibt Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm in einer Mitarbeiterzeitung.
Um einen Fonds für notleidende Zulieferer aufzubauen, führe VDA-Vorstand Klaus Bräunig Gespräche mit der Bundesregierung, schreibt die «WAZ». In diesen Fonds sollen Automobilhersteller wie Daimler, BMW oder Volkswagen einzahlen, damit sich in die Krise geratene Zulieferer daraus bedienen können. Es gebe aber noch wettbewerbliche Fragen.