Waschpaste Linda neutral Waschpaste Linda neutral: Die Allzweckwaffe mit dem Schmirgeleffekt
Schwerin/dpa. - 1951 rührten ein paar Chemiker "Linda" zusammen,ein Jahr später ging es mit der Vermarktungrichtig los. Dabei brauchte die Waschpasteeigentlich keine Werbung. "Auch bei uns waralles kontingentiert. Wir hätten viel mehrvon unserer Allzweckwaffe absetzen können",erinnert sich Günther Deichmann. Der Schwerinerhat sein halbes Leben mit "Linda" verbrachtund hütet auch heute noch deren Geheimnis:"Was da drin ist, kriegt jeder Chemiker schnellraus. Aber bei welchen Temperaturen und Mischzeitendie Paste entsteht, weiß keiner."
Mit der Wende wollte es auch gar keiner mehrwissen. Die Westdeutschen kannten das Ostproduktnicht, dessen frühere Kunden griffen begierigzu den Westwaschmitteln. Deichmann und seinKollege Peter Willöper nutzten die Chance.Unter den skeptischen Blicken der Treuhandproduzierten sie, mecklenburgisch stur, Lindaweiter, auch wenn keine einzige Handelskettedas Schweriner Waschmittel gelistet hatte."Eine Durststrecke", erinnern sich die Unternehmer.
Die sich aber lohnte. In nahezu allenostdeutschen Supermärkten liegt wieder dieDose mit der Waschpaste. Selbst in Polen kannman die Schweriner Waschcreme kaufen. Vonden einst 25 Arbeitsplätzen sind wieder 17besetzt, "Linda" erreicht heute zwei Drittelder früheren Produktion.
Grund des Erfolgs ist auch eine Ausweitungder Produktpalette. Während es vier Jahrzehntenur ein Produkt gab, eben "Linda neutral",sind inzwischen 19 dazugekommen. "Linda" gibtes jetzt auch als Reisewaschmittel, für denSeifenspender oder als Geschirrspülmittel.In einigen Pasten sorgt dunkles Holzmehl fürden "Reibefaktor", den "Linda"-typischenSchmirgeleffekt. Zu Hause steht das Halblitertöpfchen,beim Handwerker der Zehnlitereimer. Zumindestim Osten. Im gut abgedeckten westdeutschenMarkt haben die Schweriner höchstens einenFuß in der Tür. "Wenn wir uns wirklich durchsetzenwollen, müssten auch wir Fernsehwerbung machen.Aber das kostet mindestens eine halbe Millionund ist für uns völlig illusorisch", sagtDeichmann. Den Durchbruch soll jetzt "Lindaknitterfrei" bringen.
"Das ist etwas völlig Neues", erklärt AdelheidBurgstaller. "Wenn gebügelte Sachen im Kofferoder im engen Schrank knittern, spritzt manein bisschen "knitterfrei" drauf, streiftes glatt und wartet ein paar Minuten." DieLinda-Mitarbeiterin war, so sagt sie, selbstskeptisch. "Aber dann war es glatt!"
Deichmann hofft, dass endlich der Durchbruchim Westen kommt. Wer dort Linda kenne, benutzees auch. So hätten viele Westdeutsche dieWaschpaste beim Ostsee-Urlaub schätzen gelernt.Das Problem, dass es Linda im Westen nichtgibt, wird so ähnlich gelöst wie früher somanches Versorgungsproblem-Ost: "Wir habeneinen regen Paketverkehr mit dem Westen",sagt Deichmann süffisant.