Versicherungen Versicherungen: Hausschutzbrief - kein Rundum-sorglos-Paket
Hamburg/München/dpa. - An manchen Tagen ist es besser, gleichim Bett zu bleiben: Kein Tropfen Wasser kommt am Morgen aus derDusche, die Küche wird von Wespen bevölkert, und die Wohnungstürfällt ins Schloss - der Schlüssel liegt natürlich drinnen. Miteindringlichen Fernseh-Spots wirbt die Allianz-Versicherung inMünchen derzeit für ihren Haus- und Wohnungsschutzbrief.Verbraucherschützer raten jedoch von solchen Policen ab. Wer für dennächsten Handwerker-Besuch vorsorgen will, lege besser etwas Gelddafür zurück.
Insgesamt sind mit der neuen Allianz-Police elf Risikenversichert: Vom Schlüsseldienst über die Heizungsreparatur undElektroinstallation bis zur Kinder- und Tierbetreuung in Notfällen.Rund um die Uhr kann Hilfe angefordert werden. Die Versicherungveranlasst dann alles weitere. Knapp 60 Euro im Jahr kostet dieserPannendienst für zu Hause. Inzwischen bietet auch der Axa-Konzern mitSitz in Köln eine ähnliche Versicherung an. Darin sind unter anderemauch ein Pannenbrief für das Auto sowie medizinische Hilfe auf Reisenenthalten.
Evelyn Keßler, Sprecherin der VerbraucherzentraleBaden-Württemberg in Stuttgart, hält nicht viel von solchenSchutzbriefen: Schlüsseldienste zum Beispiel seien manchmal zwarwirklich sehr teuer. «Das sind aber nur schwarze Schafe. Mehr als 60bis 80 Euro kostet eine Türöffnung bei einem seriösen Unternehmenmeistens nicht.» Auch die Absicherung gegen Heizungsschäden sei oftnicht nötig: «Viele Hausbesitzer haben dafür bereits einenWartungsvertrag abgeschlossen», erklärt Keßler.
Thorsten Rudnik, Versicherungsberater beim Bund der Versichertenin Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein), hält von Schutzbriefen wiesie die Allianz jetzt anbietet, überhaupt nichts: «Es ist nichtnotwendig, sich gegen solche Risiken zu versichern. Nur gegenexistenzielle Gefahren sollte man sich absichern - etwa durch eineprivate Haftpflichtversicherung und eineBerufsunfähigkeitsversicherung», so Rudnik. Außerdem, so bemängeltder Experte, sei die Versicherung für Mieter völlig uninteressant:«Sieben der elf versicherten Schäden muss ohnehin der Vermieterübernehmen.»
Diese Kritik kann Allianz-Sprecher Christian Weishuber nichtnachvollziehen. Tatsächlich sei oft der Vermieter in der Pflicht,wenn etwas in der Wohnung kaputt geht, räumt er ein: «Aber wir nehmenunseren Kunden die Arbeit ab. Er muss nicht beim Vermieter anrufenund sich mit ihm herumstreiten.» Außerdem komme der Reparatur-Truppder Allianz innerhalb von zwei Stunden. Bis der Vermieter einenHandwerker engagiere, dauere es viel länger. «Für einen Mieter istdas ein tolles Angebot.»
Pro Schaden bezahlt die Allianz nur Reparaturen bis 300 Euro.Insgesamt werden nur Schäden bis zu 1100 Euro im Jahr bezahlt. Zudemwerden nicht alle Schäden reguliert: «Das Angebot strotzt nur so vorAusschlüssen», kritisiert Verbraucherschützer Rudnik. BeiHeizungsschäden etwa sind nur Defekte am Thermostatventil undBruchschäden eines Heizkörpers versichert. Wenn der Schlüsseldienstanrücken muss, wird nur die Türöffnung und - falls erforderlich - einprovisorisches Schloss eingebaut. Ein neues Türschloss bezahlt dieAllianz hingegen nicht.
«Es soll ein preisgünstiges Angebot sein, und es soll schnellHilfe zur Verfügung stehen», erklärt Christian Weishuber die vielenAusschlüsse in den Vertragsbedingungen. Wenn der Schutzbrief mehrerstatten würde und mehr Risiken versichert wären, könnte dieVersicherung laut Weishuber nicht zu dem Preis von knapp fünf Euro imMonat angeboten werden. «Die Dienstleistung liegt vor allem darin,dass wir im Notfall die Organisation übernehmen und dass sich derKunde um nichts kümmern muss», sagt Weishuber.
Dennoch empfiehlt Verbraucherschützerin Keßler, die knapp 60 EuroJahresgebühr für den Haus- und Wohnungsschutzbrief besser auf diehohe Kante zu legen. «Wenn man Geld übrig hat, sollte man eszurücklegen. Dann kann man es flexibel für Reparaturen oder auchandere unvorhergesehene Ausgeben verwenden.»