1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Vebeg: Vebeg: Firma versteigert ausrangiertes Staatseigentum

Vebeg Vebeg: Firma versteigert ausrangiertes Staatseigentum

Von STEPHEN WOLF 27.08.2010, 14:05

FRANKFURT (MAIN)/DDP. - Ob alte Schiffe der Marine, Hubschrauber der Bundeswehr, gepanzerte Limousinen von Politikern oder 4 000 Paar graue Wollsocken vom Technischen Hilfswerk - per Mausklick ist alles zu haben. Das bundeseigene Verwertungsunternehmen Vebeg mit Hauptsitz in Frankfurt am Main versteigert auf seiner Homepage ausrangiertes Eigentum von Bund, Ländern und Kommunen.

"Bei uns finden die Kunden so ziemlich alles, was der Staat nicht mehr braucht, aber irgendwie noch zu Geld machen will", berichtet Geschäftsführer Uwe Schade. Rund 70 Prozent davon stammen aus den Beständen der Bundeswehr, darunter zum Beispiel gebrauchte Schlafsäcke oder ausgediente Eisbrecher. In erster Linie sind die Käufer Großhändler, doch es gibt auch Privatpersonen, die auf ein Schnäppchen aus sind. Sie ersteigerten vor allem gebrauchte Jahreswagen - oder auch mal ein Polizeiauto. Die Käufer müssten lediglich Blaulicht und Sirene abmontieren und sich beim Tüv eine Zulassung besorgen, sagt Schade. Das beste Geschäft sei der Verkauf einer Challenger der deutschen Flugbereitschaft gewesen. Der Flieger habe damals 18 Millionen D-Mark eingebracht - Käufer war ein reicher Privatmann. Die Verwertungsfirma gibt es seit fast 60 Jahren, zunächst waren die Angebote nur in Fachzeitungen abgedruckt.

Das Internet habe die Auktionen für Kunden im In- und Ausland wesentlich erleichtert, sagt Schade. Neben den traditionellen Käufern aus Deutschland, Westeuropa oder den USA habe man mittlerweile auch in Osteuropa zahlreiche neue Kunden gewonnen. Mit welchen Ländern auf der Welt das Unternehmen Geschäfte machen darf, entscheidet die Bundesregierung. Der Verkauf von Kriegswaffen sei tabu, berichtet der Geschäftsführer. Panzer, Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe oder Waffen würden nicht versteigert. Das Angebot der Vebeg wird mitunter von historischen Ereignissen geprägt.

Der Fall der Mauer vor mehr als zwei Jahrzehnten habe das Sortiment erheblich vergrößert, sagt Schade. Uniformen der Nationalen Volksarmee, aber auch Militärfahrzeuge der DDR wechselten über das Verwertungsunternehmen die Besitzer. Auch die Umstellung von D-Mark auf Euro wirkte sich auf den Warenbestand aus. "Wir haben im Jahr 2003 Tausende von alten D-Mark-Münzen an Edelstahlhersteller in Indien und Kanada verkauft", erinnert sich Schade. Dort wurden die Münzen eingeschmolzen und unter anderem zu Schmuck verarbeitet. Auch die Wirtschaftskrise bleibt nicht ohne Folgen. Während das Unternehmen in guten Jahren bis zu 100 Millionen Euro umsetzt, lag die Summe 2009 den Angaben zufolge bei etwa 75 Millionen Euro. Im Jahr vorher waren es noch 89 Millionen Euro. Das Geld fließt in die öffentlichen Kassen zurück, Vebeg erhält eine Verkaufsprovision. Die desolate Haushaltslage zahlreicher Kommunen dürfte sich auf das Sortiment auswirken. "Die haben es im Moment besonders schwer. Ich habe zwar keinen Einblick in die Haushaltsplanungen der Rathäuser, doch liegt es nahe, dass alte Einrichtungen oder Fahrzeuge länger genutzt werden müssen als in früheren Zeiten", vermutet er. Die Kunden sind oft Zwischenhändler, die Fahrzeuge, Möbel oder Schiffe wiederum Baufirmen, Hilfsorganisationen oder Privatkäufern anbieten. "Insgesamt haben wir 100 000 registrierte Kunden in Europa, aber auch in Übersee", sagt Schade. Einer der Stammkunden ist Thomas Bockhold, Geschäftsführer der Firma FWW in der Nähe von Neubrandenburg. Kerngeschäft des Unternehmens ist die Instandsetzung von Kettenfahrzeugen, der Weiterverkauf von ersteigerten Fahrzeugen hat sich zum zweiten Standbein entwickelt. Die FWW versorgt Organisationen wie die Uno mit Fahrzeugen. "Wir erwerben bei der Vebeg beispielsweise Lastwagen, machen sie flott und verkaufen sie wiederum an die Organisationen", sagt Bockhold.