"Massaker an Kindern" Vater aus Altenfeld wegen Mordes an seinen drei Söhnen verurteilt

Erfurt/Altenfeld - Als der Vorsitzende Richter Markus von Hagen beschreibt, wie der Vater auf seine drei Söhne eingestochen hat, dringt ein Schluchzen aus dem Zuschauerraum. Es sind nicht die ersten Tränen, die in dem Prozess vor dem Landgericht Erfurt fließen.
In den vergangenen Monaten wurde dort immer wieder der Tathergang vorgetragen, der im Sommer vergangenen Jahres einen elf Monate und einen vier Jahre alter Jungen das Leben kostete und ihren dreijährigen Bruder mit schweren Verletzungen zurückließ.
Mord in Altenfeld: Prozessbeteiligte kämpfen mit ihren Gefühlen
Nicht nur die im Gerichtssaal sitzenden Angehörigen und Bekannten der betroffenen Familie aus Altenfeld (Ilm-Kreis) kämpfen mit ihren Gefühlen.
Die Tat mache alle, die sich mit deren Folgen befassen müssen ratlos, fassungslos und sprachlos, sagt von Hagen bei der Urteilsverkündung am Freitag. Der deutsche Angeklagte habe „ein Massaker“ an seinen Kindern verübt.
Urteil in Altenfeld: Mord und besondere Schwere der Schuld
Die Kammer verurteilte den 28 Jahre alten Mann unter anderem wegen zweifachen Mordes und eines versuchten Mordes zu lebenslanger Haft. Zudem stellte sie eine besondere Schwere der Schuld fest - er kann damit nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden.
Er habe nicht nur ein Blutbad angerichtet, sondern auch viele Menschen schwer traumatisiert, sagte der Vorsitzende Richter.
Richter im Fall Altenfeld: Rettungssanitäter leiden heute noch unter Eindrücken
Die Mutter, der Großvater der Kinder sowie die Hebamme der Familie litten genauso wie die zum Tatort gerufenen Rettungssanitäter und Polizisten noch immer unter dem, was sie dort gesehen hätten.
Mit ihrem Urteil folgte die Kammer der Strafforderung von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Die Tat stehe auf der „sittlich niedrigsten Stufe“, stellte von Hagen fest.
Richter: Angaben im Geständnis sind nicht wahr
Der Vater habe nicht - wie in seinem Geständnis vor Gericht angegeben - aus Verzweiflung darüber gehandelt, dass er seine Familie zerstört habe. Vielmehr habe er aus Rache auf seine Kinder eingestochen.
Zwei Tage vor der Tat hatte der Verurteilte seine Frau krankenhausreif geschlagen. Er habe sich eingebildet, sie habe eine Affäre und mit den Morden verhindern wollen, dass seine Frau mit den Kindern ein neues Leben beginne, gab der 28-Jährige an. Von Hagen: „Nichts davon war wahr.“
Mordfall Altenfeld: Kritik am Jugendamt
Kritik übte das Gericht auch am Jugendamt des Ilm-Kreises, dessen Rolle in dem Verfahren immer wieder hinterfragt wurde. Zwar trage der Vater die alleinige Schuld am Tod seiner zwei Söhne und an den Verletzungen des dritten Kindes und seiner Frau, sagte der Vorsitzende Richter. Doch das Verhalten des Jugendamtes, das die Familie seit Anfang 2017 betreute, sei „nicht mustergültig“ gewesen.
Insbesondere sei es für die Kammer nicht nachvollziehbar, weshalb Mitarbeiter der Behörde nach dem Übergriff auf die Ehefrau nicht selbst nach Altenfeld gefahren seien, um sich ein Bild zu machen. Trotz der Schläge gegen die Frau waren die Kinder beim Vater geblieben.
Mordfall Altenfeld: Täter kündigt Rechtsmittel an
Das Urteil gegen den Mann ist noch nicht rechtskräftig. Sein Verteidiger sagte, sein Mandant habe ihn gebeten, fristgerecht Rechtsmittel gegen den Richterspruch einzulegen. Als der Vater an Händen und Füßen gefesselt aus dem Gerichtssaal geführt wird, stehen noch immer einige Menschen im Zuschauerraum und weinen. (dpa)