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Varioboard Magdeburg Varioboard Magdeburg: Holzwerk kapituliert vor Konkurrenz

Von STEFFEN HÖHNE 02.05.2011, 20:42

MAGDEBURG/MZ. - Als Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) Ende Januar den Holzplattenhersteller Varioboard in Magdeburg besuchte, war die wirtschaftliche Situation des Betriebes offenbar bereits brenzlig: "Wir brauchen ein größeres Holzvolumen aus dem Landesforst, nur so können wir unsere Produktion dauerhaft aufrecht erhalten", erklärte Geschäftsführer Wilhelm Taubert damals. Bullerjahn sagte politische Unterstützung zu. Doch auch dies nützte dem Unternehmen nichts mehr.

Varioboard gab am Montag bekannt, sein Werk zu schließen und hat den 180 Mitarbeitern gekündigt. "Die wirtschaftlichen Verwerfungen in den von uns bedienten Märkten sowie die kontinuierliche dramatische Erhöhung unserer Produktions- und Rohstoffkosten hat die Gesellschafter dazu veranlasst, die Entscheidung zu treffen", teile das Unternehmen schriftlich mit. Vor allem die steigenden Holz- und Stromkosten würden den Betrieb belasten. Über die konkreten Ursachen äußerte sich Firmenchef Taubert auf MZ-Anfrage allerdings nicht. Zuletzt hatte die Varioboard-Führung beklagt, dass Holz zunehmend als Brennstoff eingesetzt wird. Dies verschärfe den Wettbewerb um den Rohstoff.

Der Chef des Landesforstbetriebs Sachsen-Anhalt, Bernd Dost, bedauert die Einstellung der Produktion. "Dies ist ein trauriger Tag für die Holzwirtschaft im Land", sagte Dost. Der Landesforstbetrieb habe zu Jahresanfang mit Varioboard einen größeren Liefervertrag für das erste Halbjahr 2011 abgeschlossen. Bisher sei erst die Hälfte des Holzes geliefert worden. "Von uns wurde genügend Holz zur Verfügung gestellt", so Dost.

Variobord zählt in Sachsen-Anhalt neben dem Zellstoffwerk Stendal in Arneburg bei Stendal und dem Spanplattenhersteller Glunz in Nettgau (Altmarkkreis Salzwedel) zu den Großabnehmern von sogenanntem Industrieholz. Dies sind vor allem Hackschnitzel, die verarbeitet werden.

Varioboard lieferte seine Holzfaserplatten an renommierte deutsche Möbelhersteller und Anbieter von Fußböden und Deckenpaneelen. Zu Hochzeiten wurden jährlich etwa 600 000 Raummeter frisch geschlagenes Holz veredelt. Etwa 50 Millionen Euro wurden in das 1999 eröffnete Werk investiert. Ziel von Varioboard war es, nicht nur den deutschen Markt zu beliefern, sondern auch Osteuropa. Doch dies gelang offenbar nicht wie geplant. Umgekehrt machen viele osteuropäische Hersteller den deutschen Holzverarbeitern Konkurrenz. "Das Problem von Variobord war eher der Absatz", so ein Branchenkenner. Es habe sich abgezeichnet, dass die Firma es wirtschaftlich schwer haben werde. In den letzten Monaten hatten schon andere deutsche Hersteller Werke geschlossen. Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie beklagt wie Variobord die steigenden Holzpreise. So kostete der Raummeter Industrieholz 2009 rund 20 Euro - derzeit liegen die Preise bei knapp 30 Euro. "Die Nachfrage ist stark gestiegen", sagt Verbandssprecher Alexander Oswald. Dies gehe auch darauf zurück, dass Holz zunehmend zum Heizen verwendet werde. Mittlerweile gehe ein Drittel des Holzes aus deutschen Wäldern direkt in die energetische Verwertung, so der Bayerische Waldbesitzerverband. Dieses fehle der Industrie, die das Frischholz ebenfalls dringend benötige.