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Umwelt Umwelt: Dosen-Rücknahme ist ein Milliardengeschäft

Von Tim Braune 07.01.2003, 12:08
Grafik zum neuen Einwegpfand (Grafik: dpa)
Grafik zum neuen Einwegpfand (Grafik: dpa) dpa

Düsseldorf/dpa. - Aus der ungeliebten Wegwerfdose ist ein lukratives Milliardengeschäft geworden: Bis Oktober soll ein bundesweit einheitliches Rücknahme-System das Chaos beim Dosenpfand beseitigen. Die am Rastplatz gekaufte Cola-Dose könnte dann auch beim Supermarkt um die Ecke eingelöst werden. Die Automatenindustrie reibt sich die Hände. Das Aufstellen von 40 000 neuen Pfandautomaten und das Umrüsten bestehender Maschinen wird den Handel zwischen 1 und 2,5 Milliarden Euro kosten.

«Der Handel weiß, jetzt tickt die Uhr. Noch ist aber nicht zu erkennen, dass die großen Spieler wie METRO, Aldi oder Lidl zu einer einheitlichen Lösung kommen wollen», sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Vending-Automatenwirtschaft (BDV), Gerd Monßen.

Die Zeit drängt, denn neben dem Unmut der Verbraucher wächst auch der politische Druck. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) will noch im Januar mit den Ländern über die Erweiterung der Verpackungsverordnung beraten. Im Gespräch ist ein generelles Pfand auf alle Getränkedosen und Einwegflaschen. Im vergangenen Jahr wurden 15 Milliarden Einwegverpackungen verkauft, davon 7,7 Milliarden Dosen, 5,5 Milliarden PET (Plastik)- und 1,8 Milliarden Glasflaschen.

Einig sind sich alle Handelskonzerne, dass es eine zentrale Clearingstelle zum Abrechnen und Auszahlen der Milliarden- Pfandbeträge geben muss. «Auch brauchen wir ein einheitliches Label auf alle bepfandeten Dosen und Plastikflaschen», sagt der Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr.

Noch ist aber völlig offen, welche Automaten aufgestellt, wie die Dosen gekennzeichnet und Sicherheitslücken eingedämmt werden sollen. Die vom Handel und Brauereien beauftragte Unternehmensberatung Roland Berger warnt beim Dosenpfand vor einem möglichen Betrugsrisiko in dreistelliger Millionenhöhe. Zusätzliche Sicherheitssysteme auf den Verpackungen seien notwendig.

Abfüller könnten zu geringe Mengen an die zuständigen Abrechnungsstellen melden, Verbraucher Kennzeichnungen fälschen oder Dosen aus dem Ausland einlösen. Der weltgrößte Automatenhersteller Tomra Systems ASA setzt daher auf Automaten, die sich besonders in Schweden, seit 1984 Musterland des Dosenpfands, bewährt haben.

«Der Rücknahmeautomat identifiziert Barcode, Form, Gewicht, Material und Herstellerland und zahlt das Pfand für jede anerkannte Dose aus. Noch in der Maschine wird die Dose zerdrückt, so dass sie nicht noch ein zweites Mal zurückgegeben werden kann», berichtet der norwegische Konzern, der sein Deutschland-Geschäft in Hilden bei Düsseldorf steuert.

Eine andere Lösung bietet die Deutsche Pfand AG an. Die Viersener RWE-Tochter will die bereits existierenden 80 000 Altglascontainer nutzen. Zusätzlich sollen 20 000 Spezial-Container für PET-Flaschen und Dosen aufgestellt werden. Bevor der Verbraucher die Dose einwirft, muss er wie bei einem Rubbellos eine vom Getränkehersteller aufgedruckte Pfandmarke frei kratzen.

Ein Lesegerät am Deckel des Containers gleicht die Daten des Labels mit einer Datenbank ab und schreibt das Pfand auf einer Pfandkarte oder der EC-Karte gut. Kiosk-Besitzer kommen mit einem kleinen Handscanner aus. Dieser prüft das Pfandlabel und gibt es zur Bar-Auszahlung frei. Gleichzeitig wird der Betrag dem Kioskbesitzer von der Clearingstelle gutgeschrieben. So kann auch ein Tante Emma- Laden hunderte Dosen annehmen, ohne dass die Kasse gesprengt wird.