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Transrapid Transrapid: ThyssenKrupp gibt Standort Kassel auf

Von Harald Schmidt 26.03.2010, 10:50
Der TR09, ein Transrapid für eine mögliche Strecke in München, wird 2007 in Kassel von Mitarbeitern von ThyssenKrupp Transrapid auf einen Spezialtransporter verladen. Wegen langjähriger Unterauslastung in der Transrapid-Fertigung gibt der Industriekonzern ThyssenKrupp seinen Standort Kassel auf. (FOTO: DPA)
Der TR09, ein Transrapid für eine mögliche Strecke in München, wird 2007 in Kassel von Mitarbeitern von ThyssenKrupp Transrapid auf einen Spezialtransporter verladen. Wegen langjähriger Unterauslastung in der Transrapid-Fertigung gibt der Industriekonzern ThyssenKrupp seinen Standort Kassel auf. (FOTO: DPA) dpa

Kassel/Essen/dpa. - «Seit derAbsage des Projekts München 2008 gab es keine Folgeaufträge mehr.Deshalb hat die Geschäftsleitung beschlossen, die Kapazität zusenken», sagte eine Sprecherin des Mutterkonzerns am Freitag in Essenund bestätigte damit einen Bericht der «Hessischen Allgemeinen»(«HNA»). Damit wird in der von Misserfolgen geprägten Geschichte desMagnetflitzers ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Dennoch ist der einst als Meisterwerk der deutschen Technologiegefeierte Superzug mit Spitzengeschwindigkeiten von theoretisch mehrals 500 Kilometern in der Stunde noch nicht am Ende, wie dieSprecherin betont: «Das ist nicht das Aus des Transrapid.» DasUnternehmen hofft weiter auf Aufträge aus dem Ausland. Erst vor gutzwei Wochen hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) betont,er sehe weiter gute Exportchancen für den Hochgeschwindigkeitszug.Unter anderem stehe in China noch die Entscheidung über eineVerlängerung der Strecke von Schanghai nach Hangzhou aus. Gesprächewürden zudem mit Brasilien, der Türkei und den USA geführt.

Auch am Standort München baut das Transrapid-Unternehmen Stellenab. 22 von 36 Mitarbeitern sollen aber weiterbeschäftigt werden.«Dort sitzt das Ingenieurs-Knowhow für sämtliche Transrapid-Kernkomponenten», betonte die Sprecherin. Auch die internationaleVermarktung werde von München aus weiter betrieben.

Bislang fährt der Magnetgleiter nur auf einer kommerziellenStrecke: In Shanghai. In Deutschland scheiterten geplante Transrapid-Strecken immer wieder an den zu hohen Kosten. Schon 1989 hatte dieBundesregierung grünes Licht für den Bau einer Strecke zwischen denFlughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn genehmigt. Das Vorhaben wurde nachder Wiedervereinigung fallengelassen.

Im Jahr 2000 wurden Pläne für eine Verbindung zwischen Berlin undHamburg begraben. Nach jahrelangen Vorarbeiten zog der damaligeBahnchef Hartmut Mehdorn einen ernüchternden Vergleich zwischenTransrapid und ICE. Er sagte damals in einem Interview: «Wir wärendann schlappe zwanzig Minuten langsamer als der Transrapid. Und dasman für zwanzig Minuten Zeitersparnis zwölf Milliarden Mark ausgebenmuss, das will uns nicht so richtig in den Kopf.»

2008 scheiterte der bislang letzte Versuch, in Deutschland mehrals nur die Teststrecke im Emsland zu etablieren. Das Prestige-Projekt des früheren bayerischen Ministerpräsidenten EdmundStoiber (CSU), der den Münchner Hauptbahnhof per Transrapid mit demFlughafen verbinden wollte, entpuppte sich als viel zu teuer.

Der Personalabbau bei der ThyssenKrupp Transrapid GmbH soll nachUnternehmensangaben sozialverträglich erfolgen. EineBeschäftigungsgesellschaft sei eingeschaltet worden.