Traditionsunternehmen Traditionsunternehmen: Schott beendet Produktion von Jenaer Haushaltsglas

Jena/Mainz/dpa. - Investitionen in Höhe von 15 Millionen Euro in den90er Jahren hatten die angeschlagene Produktreihe nicht vor derBilligkonkurrenz aus Osteuropa und Asien retten können. DenMarkennamen «Jenaer Glas» will Schott aber zunächst behalten.
Der Bruch mit der Tradition an seinem Thüringer Gründungsort seidem Unternehmen nicht leicht gefallen, sagte GmbH-GeschäftsführerWolfgang Meyer. «Doch mussten wir letztlich akzeptieren, dass dieProduktion von Hauswirtschaftsglas in Deutschland nicht mehrzukunftsfähig ist.» Trotz intensiver Rationalisierung undRestrukturierung seien in dieser Sparte Verluste in Millionenhöheaufgelaufen. Im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) hatte dieJenaer Glas GmbH zwar einen Rekordumsatz von 80 Millionen Euroerwirtschaftet. Der Löwenanteil kam aber nicht aus derGeschirrsparte, sondern aus den Bereichen Glaskeramik (Ceran) undBrandschutzglas.
Unter der Marke «Jenaer Glas» produziert Schott hitzebeständigeKannen und Tassen für Tee und Kaffee, Auflaufformen undmikrowellenfestes Geschirr. In der DDR war das seit 1918hergestellte Geschirr ähnlich selten und begehrt wie MeißnerPorzellan. Nach der Wende brachten die Jenaer Glasmacher wiederProdukte im klassischen Bauhaus-Design auf den Markt. Die von demKünstler Wilhelm Wagenfeld im nahe gelegenen Weimar entworfeneTeekanne hatte bereits 1931 Aufsehen erregt.
Doch edle Designobjekte wie die mehr als 100 Euro teure Teekannesind bei der Kundschaft immer weniger gefragt. Der massiveNachfragerückgang und Importe aus Billiglohnländern hätten denWettbewerb erheblich verschärft, berichtete Schott. Außerdem würdenProdukte aus feuerfestem Glas zunehmend von Waren aus Keramik,Kunststoff und Edelstahl verdrängt.
Das 1887 von Firmengründer Otto Schott entwickelteBorosilicatglas war damals eine Sensation. Gedacht war es zunächstvor allem für wissenschaftliche Geräte in Labors. Mit dem Ende derGeschirrtradition will sich Schott auch heute wieder auf High-Tech-Produkte konzentrieren. In Jena produziert der Spezialglasherstellerweiterhin Glaskeramik-Kochflächen, Brandschutzglas, Kristalle fürdie Chipherstellung und Dünngläser für Flachbildschirme. In diesenSparten soll auch ein Teil der von dem Produktionsstopp betroffenenArbeitnehmer unterkommen. Derzeit arbeiten 900 Beschäftigte in dendrei Jenaer Tochterunternehmen Jenaer Glas GmbH, Lithotec AG undDisplay Jena GmbH.