Tattoo-Boom Tattoo-Boom: Tätowiermaschinen aus dem Oberharz

Clausthal-Zellerfeld/dpa. - Selbstverständlich trägt FlorianAltenhövel Tattoos - und er zeigt sie auch. Seine acht Mitarbeitersind ebenfalls tätowiert. «Das ist aber keineEinstellungsvoraussetzung», scherzt Altenhövel. Er ist Gründer undChef des Unternehmens Tattoo-Tools in der beschaulichen OberharzerBergstadt Clausthal-Zellerfeld und nach seinen Angaben der größteHersteller in Europa von Tätowiermaschinen und Bauteilen fürMaschinen. Jährlich produziert das Unternehmen allein eine MillionGrips (Griffe) und Tips (Führungsspitzen für die Punktiernadeln), dieHerzstücke einer Tätowiermaschine. Mit deutscher Präzisionsarbeitbesteht Altenhövel gegen die chinesische Billig-Konkurrenz.
Und das Geschäft brummt. Der Tattoo-Boom der vergangenen Jahrehält weiter an, meint Maik Frey, Vorstandsmitglied des Verbandes derDeutschen Organisierten Tätowierer (DOT e.V.), der seit 24 Jahren einTätowierstudio im baden-württembergischen Esslingen betreibt. Freyschätzt, dass es rund 5500 angemeldete professionelle Tätowierstudiosin Deutschland gibt, die bis zu 15 000 Mitarbeiter beschäftigen.
«Tattoos sind gesellschaftsfähig geworden, wir sind längst aus derSchmuddelecke heraus», stellt Altenhövel fest. Dazu hätten vor allemFernsehserien und viele prominente Show-Stars und Sportlerbeigetragen, die ihre Tattoos offen zeigen. Auch Bettina Wulff,Ehefrau des Bundeskanzlers, hat sich eines machen lassen.
In Deutschland tragen nach Freys Angaben knapp zehn MillionenMenschen Tattoos, das ist jeder achte Bundesbürger. Vor allem 18- bis35-Jährige lassen sich tätowieren. Frey: «Viele Kunden wollenzielgerichtet ihre Wunsch-Tattoos.» Gefragt seien derzeit Lilien,Schmetterlinge, Ornamente der Maori (die Ureinwohner Neuseelands),Namen von Verwandten sowie Sinnsprüche. Ansonsten «gibt es keineKörperstelle mehr, die für Tattoos tabu ist», stellt Frey fest.
Altenhövel ist als Jugendlicher aufs Tätowieren gekommen. «Tattoosgehören zu meiner Lebensphilosophie», erzählt er. Aber zunächststudierte er ganz solide Maschinenbau an der TU Clausthal undarbeitete dann als Ingenieur bei einem großen Autozulieferer.
Vor sechs Jahren beschloss der damals 28-Jährige, sichselbstständig zu machen und Tätowiermaschinen zu bauen. Er fing imheimischen Wohnzimmer an, verkaufte die ersten Geräte über eBay. Alsdas Geschäft gut zu laufen begann, mietete Altenhövel inClausthal-Zellerfeld eine Fabrikhalle, investierte in CNC- undSpritzgussfertigungsmaschinen und baute eigene Vertriebswege auf.Heute produziert er erfolgreich in industriellem Maßstab. Nebenbeibetreibt er noch einen Online-Shop. Altenhövel hat aber keine eigeneProduktmarke, und er betreibt kaum Marketing fürs eigene Unternehmen.Der Grund: Er produziert hauptsächlich für nahezu alleTätowierbedarfs-Händler in Deutschland, die meist ihre eigenen Markenhaben, und will denen keine Konkurrenz machen.
Für Produkte wie Grips und Tips aus Metall verwendet Altenhövelausschließlich Edelstahl, der sehr präzise und passgenau verarbeitetwird. Doch der Trend geht zu preiswerten Einwegprodukten ausKunststoff. Dadurch entfalle das aufwendige und teure Desinfizieren,erläutert Altenhövel. Kunststoff-Teile machen inzwischen die Hälfteseiner Fertigung aus. Der tätowierte Tattoo-Unternehmer will baldauch im europäischen Ausland aktiv werden.
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## Orte- [Tattoo-Tools] (Schalkerweg 14, Clausthal-Zellerfeld)