Tarifvertrag Tarifvertrag: Chemie: Konzerne sind mit Einigung zufrieden

Hamburg/dpa. - Als «Abschluss mit Augenmaß» bezeichnete der Sprecher des BerlinerPharma-Konzerns Schering, Mathias Claus, die Einigung. «Besser einschnelles Ergebnis an der Oberkante der Belastbarkeit als ein langerProzess von Tarifverhandlungen, die sich über Wochen und Monatehinziehen.» Positive Reaktionen kamen auch von den ChemiekonzernenBayer, BASF und Degussa. Es sei gelungen, in schwierigem Umfeld einenKompromiss für einen chemiespezifischen tragfähigen Abschluss zufinden, so Bayer-Personalleiter, Wolfgang Böckly, in Leverkusen.Es sei die «Obergrenze des Gestaltbaren» erreicht, hieß es bei BASF.Der Personalvorstand des Düsseldorfer Chemiespezialisten Degussa,Thomas Schoeneberg, sprach von einem vernünftigen Abschluss, der derBranche und der Volkswirtschaft insgesamt zu Gute komme.
Dagegen ist die Tarifeinigung aus Sicht des Einzelhandels «Giftfür die Konjunktur.» Er sei zu hoch und werde zu Personaleinsparungenführen, meinte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE).Daher sei keine höhere Nachfrage im Privatkonsum zu erwarten, sondernallenfalls eine höhere Sparquote der «verunsicherten Arbeitnehmer».Auf den Einzelhandel könne der Chemieabschluss angesichts einesdeutlichen Umsatzrückganges nicht übertragen werden.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung(DIW), Klaus Zimmermann, nannte das Resultat in der Chemie dagegenein «positives Signal». 3,3 Prozent mehr Lohn seien «kompatibel mitProduktivitätsfortschritt und Inflationsrate», sagte Zimmermann der«Berliner Zeitung». Der Metallbranche empfahl der DIW-Präsident einenAbschluss in vergleichbarer Höhe. Die Tarifeinigung in derMetallbranche müsse auf jeden Fall unter vier Prozent bleiben.
Einen «Luxusabschluss» sieht der frühere Präsident desBundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, inder Einigung. Der Abschluss sei nicht geeignet, die Arbeitslosigkeitzu bekämpfen, sagte Henkel im ZDF. «Allgemeine Meinung auch derWirtschaftswissenschaftler war, dass man nicht über 3 Prozent gehendarf und wenn wir drüber gehen, tun wir nichts für die Arbeitslosen.»
Am Donnerstag hatte die Chemie-Branche den ersten Tarifabschlussdes Jahres im Volumen von 3,3 Prozent mehr Einkommen plus 0,3Prozentpunkte für die Modernisierung des Entgeltrahmentarifvertrags(ERA) erzielt.