Tarife II Tarife II: Gespräche für Sachsen am Freitag
Dresden/Zwickau/dpa. - Im sächsischen Metall-Tarifkonfliktbeginnen Arbeitgeber und IG Metall an diesem Freitag Tarifgesprächezur Übernahme des Pilotabschlusses. Das kündigte IG MetallBezirksleiter Hasso Düvel am Donnerstag nach Sondierungsgesprächenmit dem regionalen Arbeitgeberverband in Dresden an. Unterdessenforderten sächsische Metaller bei Warnstreiks erneut die Übernahmedes Pilotabschlusses.
«Wir gehen davon aus, dass der in Berlin erzielte Pilotabschlussfür Ostdeutschland 1:1 übernommen wird», sagte Düvel. Es gebe dahernichts zu verhandeln. Sollte keine Einigung erzielt werden, komme eszu Urabstimmung und Streiks.
Der Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME)will laut einem Sprecher auf der Grundlage des in Baden-Württembergerzielten Kompromisses verhandeln und hofft auf ein schnellesErgebnis. Die sächsischen Arbeitgeber sperren sich bislang alseinzige gegen eine volle Übernahme des Südwest-Abschlusses. DerArbeitgeberverband rechnet in diesem Fall mit einer Welle vonUnternehmensaustritten. Es sei zu erwarten, dass dann bis zu 25Prozent der Mitgliedsfirmen den tarifgebundenen Verband verlassen,sagte VSME-Verhandlungsführer Bodo Finger der dpa. Bei einem Austrittaus dem VSME sind die Unternehmen nicht an die Übernahme eines neuenTarifabschlusses gebunden.
150 Beschäftigte des Kraftfahrzeug-Zulieferers Behr in Kirchberg(Zwickauer Land) hatten sich am Donnerstag an einem Warnstreikbeteiligt. Diese Forderung bekräftigten auch Mitarbeiter derZwickauer Buderus Heiztechnik auf einer Betriebsversammlung. AmFreitag sollen die Warnstreiks in weiteren westsächsischen Betriebenfortgesetzt werden. Aufgerufen seien einige hundert Metaller, teiltedie IG Metall mit. Protestversammlungen soll es unter anderem beiVolkswagen sowie im Gelenkwellenwerk Zwickau-Mosel geben.
In Berlin hatten sich die regionalen Tarifparteien in dervergangenen Woche auf die volle Übernahme des Tarifabschlusses vonBaden-Württemberg verständigt. Das bedeutet unter anderem einezweistufige Lohnerhöhung von 4,0 Prozent in diesem und weiteren 3,1Prozent im nächsten Jahr. Zudem enthält der Abschluss eineVerhandlungszusage der Arbeitgeber über einen Stufenplan zurAngleichung der Arbeitszeit an das Westniveau. Die IG Metall will denManteltarifvertrag zur Wochenarbeitszeit im Frühjahr 2003 kündigen.Im Osten gilt anders als im Westen derzeit noch die 38-Stundenwoche.
Wenn sich Arbeitgeber und IG Metall in Sachsen nicht einigen, willder Vorstand der IG Metall am kommenden Montag den Antrag dersächsischen Tarifkommission auf Urabstimmung und Streik genehmigen.Bereits am Mittwoch nächster Woche könne dann die Urabstimmunganlaufen, sagte Düvel. Die ersten Streiks könne es Anfang Juni geben.«Wir wollen das nicht, fangen aber keinen Teppichhandel an», sagteDüvel.
Die sächsische Metall- und Elektroindustrie umfasst nach Angabendes VSME rund 800 Unternehmen mit rund 124 000 Beschäftigten. Davonsind den Angaben zufolge nur 95 Firmen mit rund 32 000 Arbeitnehmerntarifgebunden. Das seien etwa 12 Prozent der Metallfirmen und rund 25Prozent der Beschäftigten. Während des derzeitigen Tarifkonflikteshätten bereits 5 Betriebe dem VSME den Rücken gekehrt, 15 weitereFirmen kündigten ihren Austritt an.
Nach Angaben der IG Metall sind im Freistaat rund 86 000Beschäftigte und damit etwa 70 Prozent durch unmittelbareTarifbindung oder die Orientierung am Flächentarifvertragabgesichert. 47 Prozent der Betriebe seien an den Flächentarif sowiean Anerkennungs- und Haustarifverträge gebunden.