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Süßwaren Süßwaren: Nougat-Hersteller Viba muss Preise erhöhen

Von Roland Böhm 18.02.2005, 14:55
Die Qualität des gefertigten Schichtnougats kontrolliert Mitarbeiterin Doreen Voigt am Donnerstag (17.02.2005) beim Süßwarenhersteller Viba sweets GmbH in Floh-Seligenthal bei Schmalkalden. (Foto: dpa)
Die Qualität des gefertigten Schichtnougats kontrolliert Mitarbeiterin Doreen Voigt am Donnerstag (17.02.2005) beim Süßwarenhersteller Viba sweets GmbH in Floh-Seligenthal bei Schmalkalden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Floh-Seligenthal/dpa. - Schnell könnten die teuren Nüsse aus der Türkei sogar das ganzeUnternehmen bedrohen. Viba-Geschäftsführer Karl Heinz Einhäuserbezeichnete die Lage als «Besorgnis erregend». «Alle Verarbeiter undVerwender der Nussprodukte sind in ihrer Existenz bedroht.» DasProblem sei, so Einhäuser, dass der Nougat-Spezialist mit Sitz inFloh-Seligenthal (Kreis Schmalkaden-Meiningen) auf Nuss- undMandellieferungen allein aus der Türkei angewiesen sei. 85 Prozentder Welt-Haselnuss-Ernte komme von dort.

Viba sweets, nach eigenen Angaben mit 40 Prozent Deutschland-Marktführer bei reinen Nougat-Riegeln, brauche jährlich gut 300Tonnen Haselnüsse, erklärte Einhäuser. Während jede Tonne bislangmaximal 3000 Euro gekostet habe, liege der Preis aktuell bei 8500Euro. Die Kosten, die Viba in diesem Jahr für seinen wichtigstenRohstoff zahlen müsse, explodierten von gut 800 000 Euro auf 2,5Millionen Euro. In jeder Nougatstange steckten 20 Gramm Haselnüsse.20 Gramm kosteten das Unternehmen bisher 5 Cent, jetzt 17 Cent.

Die Gründe für die Preisexplosion liegen laut Einhäuser zum Teilin einer etwas schwächeren Ernte 2004, zum Teil aber auch inBesonderheiten des Nussmarktes. So werde der Preis allein durchAngebot und Nachfrage in der Türkei gemacht. Dort habe er sichhochgeschaukelt. «Aktuell wird befürchtet, dass sich die Türken andie hohen Preise gewöhnt haben und auch künftig den Markt verknappen,um weiterhin hohe Preise zu erzielen», sagte Einhäuser. EinAusweichen auf andere Märte sei nicht möglich, da der Anbau vonNüssen erst nach sechs Jahren eine erste Ernte bringe.

Viba bleibe nicht viel übrig, außer zu hoffen, dass die Kunden denZwang zu Preiserhöhungen verstünden, sagte der Geschäftsführer. Auchim vergangene Jahr stieg der Jahresumsatz des Unternehmens von rundelf Millionen Euro laut Einhäuser wieder um vier bis fünf Prozent.Die Mitarbeiterzahl wuchs auf 100.

Mit den guten Zahlen lag Viba durchaus im Trend: «Alle großenBereiche, also Schokolade, Zucker und Feine Backwaren sowieKnabberartikel, erzielten in 2004 Produktionszuwächse, wenn auch inunterschiedlicher Höhe», berichtete Tobias Bachmüller vomBundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie Ende Januar zum Startder Internationalen Süßwarenmesse ISM in Köln. Der Umsatz derbundesweit 270 Betriebe sei im vergangenen Jahr um 4,4 Prozent aufknapp 11,3 Milliarden Euro gestiegen.

«Die Preise bleiben gleich», lautete Bachmüllers frohe Kunde füralle Naschkatzen. Auch er sprach aber von stark gestiegenenRohstoffpreisen bei Haselnüssen und Mandeln und möglichenPreisanhebungen. Knapp einen Monat später zog Viba jetzt als ersterdie Notbremse.