Studienberatung Studienberatung: Helfer in allen Lebenslagen
Halle/MZ. - "Ruhig ist es hier nie", sagt Gunter Kreis. Tatsächlich besteht der ganze Tag im Büro der Studienberatung an der Uni Halle aus unzähligen Fragen: "Was muss ich tun, wenn ich von Jena nach Halle wechseln will?", "Wann kann ich mich für das Fach Geographie immatrikulieren?, "Was soll ich überhaupt studieren?" Die Antworten liefern neben Gunter Kreis auch Annelie Breitfeld und der Leiter der Abteilung, Ralf Kessler. Über 60 Prozent der Besucher sind Schüler, der Rest meist Studenten mit "akuten Studienproblemen". Fest steht für die drei Studienberater: "Der Beratungsbedarf steigt." Immer komplizierter wird die Materie. Und nicht nur das Studienangebot wirft eine Menge Fragen auf.
"Besonders der Übergang zwischen Schule und Studium ist eine sensible Phase", sagt Gunter Kreis. "Da gibt es einen Unterschied zwischen den eigenen Wünschen und der Realität." Auch die Uni Halle hatte wie viele andere Hochschulen zu diesem Wintersemester für 72 Fächer Zulassungsbeschränkungen ausgesprochen. Die Zahl wird sich wohl in Zukunft noch erhöhen. Was das für das stets freundliche Serviceteam bedeutet? Es reicht nicht aus, Infobroschüren und Stadtpläne zu verteilen: "Studienberatung ist oft auch Lebensberatung."
Bei den Beratern sitzen sie dann, die jungen Leute, die nicht wissen, was sie nach dem Abitur machen sollen, die, die keinen Studienplatz bekommen haben und nicht weiter wissen. Aber auch die, die mit ihrem Studium nicht mehr klar kommen und einfach alles hinschmeißen wollen, schauen hier vorbei. "Ein bisschen sind wir auch als Psychologen tätig", so Gunter Kreis, der eigentlich einmal Landwirtschaft studiert hat. Und so hören sich die drei Mitarbeiter ganze Lebensgeschichten an, versuchen Mut zu machen - und vor allem eine Möglichkeit zu finden, damit es weiter geht. "Man muss sich in Menschen hineinversetzen und mitdenken können."
Die Hilfen, die Gunter Kreis gibt, beschränken sich nicht nur auf die Uni. Dass er alternativ eine Berufsausbildung vorschlägt, kommt schon mal vor: "Ein Studium ist für manche eine totale Überforderung." Manche suchen sich aber einfach das falsche Studienfach aus. Schwerwiegende Fälle wie der unglückliche BWL-Student, der erst nach Jahren seine Berufung in der prähistorischen Archäologie fand, sind jedoch selten.
Die Studienberater versuchen möglichst vorher die Weichen zu stellen. Nahezu schwierig in dieser Zeit ist es jedoch, Abiturienten das Lehramt-Studium auszureden. Bei der derzeitigen Lage auf dem Arbeitsmarkt zählt für den Studienanfänger der Beamtenstatus scheinbar mehr als alles andere. "Viele können ihren Wunsch hier nicht begründen, es geht nur um soziale Sicherheit", erklärt Gunter Kreis. Beim Magisterstudium als Alternative kämpfen wir dagegen gegen das Taxifahrer-Image."
Und dennoch: Die meisten Ratsuchenden verlassen das Büro zufriedener. Das sind nicht nur ausschließlich Schüler und Studenten: "Es ist nicht ungewöhnlich, dass Eltern kommen oder Großeltern. Einmal saß auch ein Großvater mit seinem Enkel hier. Die haben sich dann eben hier gestritten."