Stellenabbau Stellenabbau: Zeitarbeiter sind erste Opfer der Krise

HALLE/MZ. - Die bisher boomende Zeitarbeitsbranchewird voraussichtlich zum Jahresende zahlreicheMitarbeiter entlassen. In welchem Umfang istunklar. Das kündigte der Zeitarbeit-Bundesverbandam Freitag an. Hintergrund ist die Krise derAutobauer.
Beim Zulieferer Continental stehen 5000 Leiharbeiter-Jobsauf der Kippe, bei MAN 3400. BMW will dieZahl seiner Zeitarbeiter bis Ende des Jahresvon 8000 auf 3000 senken. Im Leipziger BMW-Werksollen 400 der 700 Leiharbeiter gehen (MZberichtete). Von der Zeitarbeitsfirma Randstadsind nach eigenen Angaben 100 Beschäftigtebetroffen. "Wir führen Gespräche mit den Beschäftigtenund suchen eine Lösung", sagte Randstad-SprecherinPetra Timm der MZ.
Der Deutsche Gewerkschaftbund (DGB) reagiertemit harscher Kritik auf die Entwicklung. DiePolitik habe die Zeitarbeit mit weniger Lohnfür die gleiche Arbeit erzwungen. "Jetzt sinddie Leiharbeiter die ersten Opfer der Kriseund müssen ihren Kopf hinhalten. Das ist einewirtschaftliche und politische Schande", sagteDGB-Landeschef Udo Gebhardt der MZ.
Die Leiharbeiter-Zahl in der RegionalarbeitsdirektionSachsen-Anhalt/Thüringen stieg seit 1995 vonrund 5000 auf über 34000 Ende 2007 (sieheGrafik). Die Bundesregierung unter GerhardSchröder (SPD) hatte ihren verstärkten Einsatzgefördert. Die Industrie- und HandelskammerHalle-Dessau (IHK) verteidigte das Modell."Die Firmen können so flexibler reagieren",sagte Thomas Brockmeier, IHK-Geschäftsführerfür Standortpolitik. Wie sich die Problemeauf den Arbeitsmarkt auswirken, können Expertennoch nicht abschätzen. "Es gibt da keine Erfahrungen",sagte Herbert Buscher vom Institut für WirtschaftsforschungHalle. Er hoffe auf "eine Schutzfunktion":Die Betroffenen hätten Arbeitsverträge beiden Zeitarbeitsfirmen, die Kündigungsfristeneinhalten müssen. "Vielleicht ist die Kriseder Autobauer bis dahin überwunden." Landes-WirtschaftsministerReiner Haseloff (CDU) hält die Situation inSachsen-Anhalt nicht für so dramatisch wieanderswo. Er sei optimistisch, dass andereBranchen Entlassungen auffangen. "Die Maschinenbauerzum Beispiel haben bis 2015 volle Auftragsbücher."Die Lage der Autozulieferer sei vergleichweisestabil, "die sind breit aufgestellt". Allerdingskündigten am Freitag Betriebe der Region beieinem Branchentreffen wegen AuftragseinbußenKurzarbeit an.