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Spielwaren Spielwaren: In aller Kindermunde beliebt

Von Katja Gläss 08.09.2004, 06:14
In der Firma Hess-Spielzeug in Olbernhau wird von Alina eine Tigerente als Schaukeltier getestet, die im Betrieb ihres Opas Günter Hess (im Hintergrund) seit kurzer Zeit gefertigt wird, Archivbild vom 26.02.2004. Das erzgebirgische Unternehmen gehört heute mit 65 Mitarbeitern zu den erfolgreichsten Firmen in der Region und exportiert weltweit 43 Prozent seiner 700 verschiedenen Holzspielzeug-Erzeugnisse speziell für Babys und Kleinkinder. Firmenchef Günter Hess hat seinen Betrieb 1990 aus der Arbeitslosigkeit heraus als Ein-Mann-Betrieb gegründet. (Foto: dpa)
In der Firma Hess-Spielzeug in Olbernhau wird von Alina eine Tigerente als Schaukeltier getestet, die im Betrieb ihres Opas Günter Hess (im Hintergrund) seit kurzer Zeit gefertigt wird, Archivbild vom 26.02.2004. Das erzgebirgische Unternehmen gehört heute mit 65 Mitarbeitern zu den erfolgreichsten Firmen in der Region und exportiert weltweit 43 Prozent seiner 700 verschiedenen Holzspielzeug-Erzeugnisse speziell für Babys und Kleinkinder. Firmenchef Günter Hess hat seinen Betrieb 1990 aus der Arbeitslosigkeit heraus als Ein-Mann-Betrieb gegründet. (Foto: dpa) ZB

Olbernhau/dpa. - Auch mit 55 Jahren kann er sich ein Lebenohne Spielzeug nicht vorstellen. Und das ist Günter Hess ganz und garnicht peinlich. Mit der weltweit ersten Schnullerkette aus Holzmachte der Olbernhauer 1992 auf sich aufmerksam. Seitdem hat Hess mitdem gleichnamigen Familienunternehmen Millionen von Püppchen, Rasselnund Beißringen an eine überwiegend junge Kundschaft geliefert. Inmehr als 30 Ländern sind die Holzspielzeuge aus Olbernhau imErzgebirge gefragt.

Das Geheimnis des Erfolgs sieht der Unternehmer in der Firmenideebegründet. «Spielzeug muss freundlich aussehen und sicher sein. ImKleinkinderbereich herrscht eine große Sensibilität», sagt GünterHess, für den die Sicherheitsnorm EN71 den roten Faden für die Arbeitvorgibt. Schließlich würde sich seine Kundschaft nicht wehren können,wenn einmal etwas kaputt ginge.

Am Anfang stand die Arbeitslosigkeit. Die Anstellung in einemNussknackerbetrieb gab der studierte Metallurgie-Ingenieur 1990 auf,als es mit dem Unternehmen wirtschaftlich bergab ging. Im heimischenKeller tüftelte Hess an den ersten Spielzeugen. «Mit einem Koffervoller Produkte bin ich 1991 zur Spielzeugmesse nach Leipzig gefahren- mit zwei Aufträgen kam ich zurück», berichtet Hess.

Im vergangenen Jahrzehnt ist das sächsische Unternehmen rasantangewachsen. Das 10 000 Quadratmeter-Areal im kleinenErzgebirgsstädtchen wächst Jahr um Jahr an. Zwölf Millionen Euro hatHess nach eigenen Angaben in Produktionshallen und Technikinvestiert. Seit zwei Jahren pegelt sich der Umsatz konstant auf dreiMillionen Euro ein. Vor einem halben Jahr erwarb das Unternehmen dieLizenz für Janosch-Holzartikel nach Vorlagen des Zeichners.

Zwischenzeitlich übernahmen bis zu 100 Heimarbeiter diezeitaufwendigen Fädel- und Montagearbeiten. Neben 65 Mitarbeitern,die heute als Zulieferer oder in Druckerei, Holzwerkstatt undVertrieb beschäftigt sind, sind auch hochmoderne Roboter nonstop ander Produktion beteiligt.

Entlassen habe Hess deswegen noch niemanden, nur in andereBereiche umgesetzt. «Ich habe keine Wahl und meine Leute wissen das:Ohne die Technik kann ich den Standort hier nicht halten», betontGünter Hess offensiv. Diktiert wird die Arbeit von den zwei großendeutschen Spielzeugmessen in Nürnberg und Köln, für die Hess-TochterClaudia (27) als kreativer Kopf des Unternehmens neue Kollektionenentwirft. «Ohne Neuheiten dürfen wir da nicht aufkreuzen. Schließlichwerden dort die internationalen Kontakte geknüpft», sagt dieDesignerin.

Von Nordamerika bis Afrika, Neuseeland bis Asien vertreiben dieSachsen die Spielzeuge mit den markanten Gesichtern. 43 Prozentbeträgt der Anteil des Exports. «Ohne die ausländischen Kunden sähees nicht so gut aus», weiß auch Verkaufschefin Karla Helmert, dieseit 1993 im Unternehmen mitwirkt. Konkurrenz aus der erzgebirgischenSpielzeugregion fürchtet Unternehmer Hess nicht. «Es gibt zwar vieleHersteller, aber die meisten tendieren zur traditionellen Holzkunst»,sagt Hess, der seine Firma im Babybereich bundesweit unter den dreistärksten Herstellern sieht. Mit Skepsis beobachtet der Olbernhauerdagegen Importe aus Asien. Hess: «Man muss damit leben, dass mankopiert wird. Der Musterschutz für Spielzeug ist schwierig.»