Spiele-Hersteller Spiele-Hersteller: Pferdespiel und Autorennen
Leipzig/MZ. - Sophie Ruffer ist ganz in ihrem Element. Gemeinsam mit ihrer Freundin testet die Zehnjährige auf der "Games Convention" (GC) in Leipzig das Computerspiel "Pony, Pferde - mein Gestüt". Dabei konzentriert sie sich und schaut kaum mal ins Getümmel um sie herum.
Sophie war mit ihrer Klasse und ihrer Lehrerin auf Europas größter Messe für Computer- und Videospiele unterwegs. Die dreitägige Schau öffnete am Donnerstag für das meist recht junge, spielebegeisterte Publikum und ist dabei, alle Rekorde zu brechen. Bereits am ersten Tag kamen mehr als 34 000 Besucher.
Sophie und ihre Freundinnen gehören zu der Zielgruppe, die die erfolgsverwöhnte Branche im Auge hat. "Es ist eine Unmenge Pferdespiele auf dem Markt. Solche Sachen kommen Mädchen sehr entgegen", sagte Hartmut Warkus, Professor für Medienpädagogik an der Universität Leipzig. Er und 70 seiner Studenten betreuen auf der GC Family in Halle 2 alle kleinen Spielefreaks.
Männliches Hobby
Da die Computerspiele schon immer die Domäne jüngerer Männer war, wollten die Hersteller mit mädchentypischen Games mehr weibliches Publikum anlocken. Tatsächlich, so hat Warkus beobachtet, seien in diesem Jahr auf der Games Convention auch mehr Mädchen unterwegs. Dennoch ist unübersehbar: Computerspiele in all ihren Facetten sind in erster Linie ein männliches Hobby. "Kämpfen und sich durchsetzen - das ist eigentlich eine typisch männliche Eigenschaft", erklärte Warkus dieses Phänomen.
In allen denkbaren Haltungen kämpften die Jungs mit dem Schwert und anderen Waffen gegen Barbaren, Monster oder auch nur gegen die Zeit. Dabei lagen oder saßen sie bequem in einem Kissen - oder auch in einem sicherlich nicht so bequemen Rennwagen. Enrico Garten aus Bitterfeld zog es unterdessen zu der Bühne, wo das Computer-Kartenspiel "Uno" getestet wurde. Ehe er sich's versah, landete der 16-Jährige mit der Rastafrisur auf der Bühne und trat vor dem Publikum gegen drei Mitspieler an. Enrico war gestern das erste Mal auf der Games Convention und als eingefleischter Spielefan von den Angeboten hellauf begeistert. "Ich spiele jeden Abend ein bis zwei Stunden", sagte er. Den Tag auf der Messe wollte er nutzen, um sich über die Trends in der Branche zu informieren.
Gehirn-Training
Die Konkurrenz der Hersteller bescherte dem meist fachkundigen, jungen Publikum eine Vielfalt an Spielen, wie sie die meisten noch nie erlebt hatten. Sie konnten gegen den Computer im Tischtennis antreten, ihre Merkfähigkeit beim "Big Brain"-Spiel in luftiger Höhe testen oder sich in einem riesigen amerikanischen Truck Kopfhörer aufsetzen und einfach mit dem Spielen beginnen.
Je nach Geschmack und Alter hatten die Game-Fans die Qual der Wahl. Das Angebot reicht von der Biene Maja über den Bier trinkenden Frosch und die aus der Fernsehserie bekannten "Desperate Housewifes" bis hin zum knallharten Kampf um Leben und Tod.
Wer nicht nur vor dem Bildschirm hocken wollte, konnte sein Gleichgewicht auf einem Surfsimulator testen oder eine Runde auf der Kartbahn drehen. Sven, Jana und Alida aus Leipzig nahmen kurzerhand das Mikrofon des Karaoke-Computers in die Hand und trällerten voller Inbrunst den Soft-Cell-Song "Tainted Love".