Sovello Sovello: Nach Entlassungswelle Kritik am Management

Thalheim/MZ. - Als sie vor ein paar Wochen bei Sovello noch erklärt haben, es werde weitergehen, die Firma werde nach der Insolvenz aus eigener Kraft den Neuanfang schaffen, da hat Mandy Dietzel schon nichts mehr geglaubt. Sie sollte Recht behalten. Am Dienstagnachmittag verkündet Insolvenzverwalter Lucas F. Flöther den rund 500 verbliebenen Mitarbeitern des Thalheimer Solarzellenherstellers die bittere Wahrheit, die viele von ihnen am Morgen bereits aus der Zeitung erfahren hatten: Sovello macht dicht. Die meisten Beschäftigten werden schon in wenigen Tagen auf der Straße stehen. Eine Restmannschaft von rund 100 Leuten wickelt den Betrieb noch ab, fährt die Anlagen herunter. Dann ist auch für sie Schluss. „Das hat sich abgezeichnet“, sagt Mandy Dietzel nüchtern.
Gerade ein Haus gekauft
Mandy Dietzel heißt in Wirklichkeit anders. Sie will ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Die 36-Jährige muss sich nun bewerben, nachdem sie fünf Jahre lang bei Sovello in der Personalabteilung gearbeitet hat. Die Betriebswirtin macht sich Mut: „Ich habe eine gute Ausbildung, ich werde einen neuen Job finden.“ Sicher, sagt sie, nun werde eine Durststrecke kommen. Sie haben ein kleines Kind, sie haben gerade ein Haus gekauft, das abbezahlt werden muss. Und das sie an die Region bindet. Und nun das. „Wenigstens“, sagt sie, „hat mein Mann einen sicheren Job. Wir werden nicht in ein Loch fallen“.
In ihrer Stimme schwingt Bitterkeit mit. „Die Solarindustrie ist ein Anker für die ganze Region. Vielen Menschen wird nun ihre Hoffnung genommen.“ Erst Q-Cells. Jetzt Sovello. Und darüber steht die Frage: Wie konnte es soweit kommen? Mandy Dietzel hat die Antwort für sich gefunden: Jeder trage einen Teil der Verantwortung, auch das Management von Sovello. „Man kann nicht immer nur alles auf die wirtschaftliche Lage und auf die Chinesen schieben.“
Die Verantwortung des Managements, auch der Betriebsrat sieht sie. Die Geschäftsführung habe zu lange ein falsches Bild gemalt, „zu positiv“, kritisiert ein Arbeitnehmervertreter. „Zu sagen, wir sind auf dem richtigen Weg, und vier Wochen später Insolvenz anzumelden, das passt doch nicht zusammen.“ Aber es ist aus Sicht des Betriebsrates nicht nur das falsche Bild. Es sind auch falsche unternehmerische Entscheidungen. „Man hat sich zu lange darauf ausgeruht, dass man nur Solarmodule herstellt“, meint der Mann. Dabei seien komplett fertige Produkte für den Endkunden wichtig, „die er sich so wie sind aufs Dach schrauben kann. Man hätte die Angebotspalette frühzeitig erweitern müssen“.
Was den Sovello-Angestellten nun widerfährt, heißt im Wirtschaftsdeutsch „unwiderrufliche Freistellung“. Heißt Arbeitslosmeldung und Arbeitslosengeld. Sofort. Es gibt keine Abfindungen, die Beschäftigten erhalten noch ihre August-Gehälter, das war es dann. Sovello hat kein Geld mehr. „Es ist enttäuschend, dass wir gar nichts dagegen tun können“, sagt der Betriebsratsangehörige.
Ruinöser Preiskampf
Was ihn die Hoffnung nicht aufgeben lässt, ist die Ankündigung von Insolvenzverwalter Flöther, es gebe nach wie vor Gespräche mit möglichen Investoren. Er werde nichts unversucht lassen, doch noch einen Käufer zu finden für das Unternehmen. „Es gibt eine geringe Chance“, sagt der Arbeitnehmervertreter. Aber auch er weiß: „Der Preiskampf auf dem Solarmarkt ist ruinös. Es werden nur die überleben, die genügend finanzielle Masse zum Ausgleichen haben.“ Und was von Sovello übrig bleibt, wenn es einen Käufer gibt, das weiß niemand.
Mandy Dietzel wird dann wohl längst einen neuen Job haben. Und andere vielleicht auch. „Wir haben gut ausgebildetes und technisch versiertes Personal. Solche Leute werden doch gesucht.“Aber vermutlich nicht mehr in Thalheim.