Siemens Siemens: Zentralvorstand Feldmayer wird verhaftet

München/dpa. - Gegen Siemens-Europachef JohannesFeldmayer wird wegen des Verdachts der Untreue zum Schaden desKonzerns ermittelt. Der 50-jährige Manager sei am Dienstag in Münchenim Zuge einer neuen Durchsuchungsaktion verhaftet worden, sagte einSiemens-Sprecher. «Wir sind weiter an einer umfassenden Aufklärunginteressiert und kooperieren voll mit der Staatsanwaltschaft.»
Mit der Verhaftung Feldmayers hat die Siemens-Affäre einen neuenHöhepunkt erreicht. Bislang waren bereits die ehemaligten VorständeThomas Ganswindt und Heinz-Joachim Neubürger als Beschuldigte in dieAffäre verwickelt. Ganswindt saß dabei vor Weihnachten - wie nunFeldmayer - in Untersuchungshaft.
Der Großteil der Siemens-Affäre dreht sich um möglicheUnregelmäßigkeiten in der früheren Siemens-Festnetzsparte Com. DieVerhaftung Feldmayers steht aber im Zusammenhang mit Ermittlungengegen den früheren Siemens-Betriebsrat Wilhelm Schelsky, derebenfalls verhaftet worden war. Siemens soll mehr als 14 MillionenEuro an Beratungsfirmen des Bundesvorsitzenden der als Arbeitgeberfreundlich geltenden Unabhängigen Arbeitnehmervertretung (AUB)gezahlt haben. Es bestehen aber laut dem Unternehmen Zweifel daran,ob dem entsprechende Gegenleistungen gegenüberstanden. Der Vertragmit Schelsky war laut früheren Siemens-Angaben von Feldmayerunterschrieben worden.
Schelsky trat am Dienstag von seinem Amt als AUB-Chef zurück. «Vordem Hintergrund der Entwicklung der letzten Wochen wird sich die AUBneu ausrichten», teilte die stellvertretende AUB-BundesvorsitzendeIngrid Brandt-Hückstädt, am Abend in Nürnberg mit.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bestätigte eine Verhaftung,ohne den Namen Feldmayers zu nennen, sowie Ermittlungen gegen mehrereMitarbeiter der Siemens AG. Die Beschuldigten seien im Zusammenhangmit den Zahlungen an eine Unternehmensberatung «aus der Sicht derStaatsanwaltschaft verdächtig, sich der Untreue zum Nachteil derSiemens AG schuldig gemacht zu haben», hieß es in einer Mitteilung.
Laut bisherigen Ermittlungen soll im Rahmen der gesamtenSchmiergeldaffäre eine Gruppe von teils ranghohen Siemens-Mitarbeitern mindestens 200 Millionen Euro unterschlagen und imAusland als Schmiergeld eingesetzt haben. Siemens selbst geht sogarverdächtigen Zahlungen von bis zu 420 Millionen Euro nach. Im Zugeder Affäre hat es bereits zahlreiche Durchsuchungsaktionen gegeben.Am Dienstag wurden nun erneut Standorte in München, Nürnberg undErlangen durchsucht. Von der Verhaftung Feldmayers hatte zunächst das«Handelsblatt» berichtet.
Zu den «heutigen Vorgängen bei Siemens» wollte sich AUB-Funktionärin Brandt-Hückstädt nicht äußern. Die AUB selbst sieht sichin die Schmiergeldaffäre nicht verwickelt. Die Vorwürfe richtetensich nicht gegen die AUB, sondern gegen Schelsky als Privatperson.Die Organisation war als Konkurrenz zu den etablierten Gewerkschaftengegründet worden.