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Semperoper in Dresden Semperoper in Dresden: Olaf Schubert zündet seine Schmunzelraketen

12.07.2016, 06:10
Der Comedian Olaf Schubert und die österreichische Sängerin (Sopran), Ingeborg Schöpf, agieren  während der Generalprobe der Aufzeichnung "Olaf Schubert und die ziemlich große Oper" in der Semperoper in Dresden auf der Bühne.
Der Comedian Olaf Schubert und die österreichische Sängerin (Sopran), Ingeborg Schöpf, agieren  während der Generalprobe der Aufzeichnung "Olaf Schubert und die ziemlich große Oper" in der Semperoper in Dresden auf der Bühne. dpa-Zentralbild

Dresden - Wenn Olaf Schubert seine von ihm selbst so genannten Schmunzelraketen zündet, bleibt kaum ein Auge trocken. Zumindest nicht in seiner Heimatstadt Dresden. Denn hier werden die Gags, die manchmal erst durch sächsischen Dialekt ihre Sprengkraft entfalten, von allen verstanden. Da reicht es schon aus, wenn Schubert einen Namen wie Chantalle im Slang des Elbtals ausspricht. Doch auch die feinen Töne beherrscht der Comedian und Musiker. Jetzt hat er es sogar auf die Bühne der ehrwürdigen Semperoper geschafft. Als musikalischer Welterklärer erschien er am Montag standesgemäß in einem glitzernden Rauten-Pullunder - Schuberts Markenzeichen in vielen TV-Sendungen und Live-Programmen. Die Show „Olaf Schubert und die ziemlich große Oper“ wird am kommenden Sonntag vom MDR gesendet.

Auf den Platz vor der Oper hatte es Schubert bereits 2013 geschafft. Damals moderierte er eine Geburtstagsparty für Richard Wagner und ging dabei erwartungsgemäß respektlos mit dem Komponisten um. Auch beim Auftritt im Inneren der heiligen Hallen war Wagner ein Thema. Schubert rechnete dem Publikum vor, welche Straftaten Wagners Helden in Opern wie „Siegfried“ oder „Tristan und Isolde“ begingen und welche Haftzeiten daraus resultieren würden. Zwischendurch gab er sich unverblümt als Urenkel von Franz Schubert aus und ließ vom MDR-Sinfonieorchester zwei unvollendete Sinfonien aus eigener Feder spielen. Beide Werke kamen insgesamt auf eine Spieldauer von knapp 30 Sekunden, was Schubert im Smartphone-Zeitalter für völlig ausreichend hält.

„Es klingt ein bissel dumpf und kommt von rechts“

Zu Beginn lieferte er ein reine Comedy und nahm dabei auch die islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bewegung aufs Korn. Montags sei in der Stadt immer großes „Muselmanen-Gruseln“ angesagt, erzählte Schubert in Anspielung auf die Aufmärsche der Pegidisten in Dresden. „Die deutsche Premium-DNA wird so richtig aufgemischt“, fasste der Comedian die Folgen der Flüchtlingskrise ironisch zusammen. Dass er dabei immer wieder Argumente der sogenannten „Wutbürger“ ins Feld führte, macht den Kontrast zu deren Haltung nur deutlicher. Schubert braucht den Leuten in Dresden nur aufs Maul zu schauen. Die Notenfolge AFD ließ er später vom MDR-Sinfonieorchester intonieren. Danach schilderte sein Hörerlebnis so: „Es klingt ein bissel dumpf und kommt von rechts.“

Als Schlagzeuger, Liedermacher und Sänger brachte sich Schubert auch selbst musikalisch ins Geschehen ein. Dabei trat er mit der Sopranistin Ingeborg Schöpf in einer modernen Fassung von Mozarts „Zauberflöte“ ins Duett. Mit dem Bergsteigerchor Kurt Schlosser wurde der „Jägerchor“ aus Carl-Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ gesungen. Tubist Martin Hofmeir, dem Olaf Schubert 2013 den Klassik- Echo als „Instrumentalist des Jahres“ überreicht hatte, rechnete am Beispiel der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak vor, dass Tuba-Spieler die am besten bezahlten Musiker eines Orchester seien: Während die Geiger dort 20.000 Noten spielten, müsse die Tuba nur 14 beisteuern - bei gleichem Lohn. Der Geiger bekomme pro Ton 1,5 Cent, er selbst aber 21,53 Euro. Das Publikum war begeistert und klatschte viel Beifall. (dpa)