Sektkellerei Sektkellerei: Rotkäppchen übernimmt Mumm und MM

Freyburg/Leipzig/dpa. - Der ostdeutsche SektproduzentRotkäppchen (Freyburg) übernimmt die westdeutschen TraditionsmarkenMumm, Jules Mumm und MM (Seagram) und will damit seine Marktpositionim Westen stärken. Das bestätigte der geschäftsführendeGesellschafter von Rotkäppchen, Gunter Heise, am Dienstag vorJournalisten. Der Vertrag sei am Montag unterzeichnet worden. Erschließe auch die Produktionsstandorte in Hochheim und Eltville ein.Rotkäppchen stach damit den promienten Mitbewerber Henkell & Söhnleinaus.
Der Kauf werde allerdings erst perfekt, wenn die Kartellbehördenin den USA und Kanada dem Erwerb der Getränkesparte von Seagram anDiageo (Großbritannien) und Pernod-Richard (Frankreich) zugestimmthaben, betonte Heise. Über den Kaufpreis machte er keine Angaben. Essei aber eine «gesunde Finanzierung» durch Banken und eigene Mittelgesichert.
Der britische Mischkonzern Diageo hat dagegen Berichte über einenVerkauf der Sektmarken an den Freyburger Sekthersteller als«Spekulation» bezeichnet. Der Mutterkonzern des GetränkeherstellersSeagram könne entsprechende Meldungen «weder bestätigen nochdementieren», sagte eine Sprecherin in London.
Die 244 Beschäftigten in Hochheim und Eltville (Hessen) sollennach Angaben von Heise übernommen werden. Beide Firmen behielten ihrerechtliche Selbstständigkeit. Er sei optimistisch, dass dieBelegschaften an allen drei Standorten «erfolgreich integriert werdenkönnen», sagte Heise. Für die Monomarke Rotkäppchen sehe er mit demErwerb der bedeutenden deutschen Sektmarken Mumm und MM neueMarktchancen in den alten Bundesländern. Die künftige Rotkäppchen-Mumm-Gruppe werde «das deutsche Sekthaus mit eigener Sektkultur»,kündigte Heise an.
Derzeit ist Rotkäppchen mit einem Marktanteil von über 57 Prozentim Osten führend. Im Westen liegt der Marktanteil bei 3,1 Prozent. ImGeschäftsjahr 2000/2001 (31. März) gelang Rotkäppchen erneut, gegeneinen rückläufigen Branchentrend, eine Absatzsteigerung um 11,8Prozent auf 49,1 Millionen Flaschen. Mit 295 Millionen DM (151 MioEuro) stieg der Umsatz um 13,2 Prozent. Angaben zur Gewinnsituationmachte Heise nicht. «Wir sind zufrieden.»
Laut Heise setzt die Premiummarke Mumm derzeit etwa 23 MillionenFlaschen pro Jahr ab. Der voll im Trend liegende Marktneuling JulesMumm bringt es auf 4,6 Millionen Flaschen. Der Absatz von MM liegtbei 21 Millionen Flaschen.
Bei der Sektkellerei Rotkäppchen im Weinbaugebiet zwischen Saaleund Unstrut arbeiten derzeit 92 Mitarbeiter. Seit 1991 wurden 74,8Millionen DM investiert. Die Sektkellerei wurde nach der Wende vonleitenden Rotkäppchen Mitarbeitern von der Treuhand gekauft. Derzeitgibt es fünf Gesellschafter, vier Manager der Firma sowie die FamilieHarald Eckes. Die Gesellschafterstruktur werde sich mit der geplantenÜbernahme nicht verändern, sagte Heise.