Sektkellerei Freyburg Sektkellerei Freyburg: Neue Rotkäppchen-Abfüllanlage in Betrieb
Freyburg/MZ. - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat nur eine rote Krawatte im Kleiderschrank. Das sagt der CDU-Politiker zumindest. Gestern legte der Regierungschef das selten getragene Stück aber aus gegebenen Anlass an. Haseloff nahm bei den Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien an der Inbetriebnahme einer neuen Flaschenabfüllanlage teil, auf der stündlich 27 000 statt bisher 20 000 Flaschen mit der roten Kappe vom Band laufen können.
Für Rotkäppchen hat die Investition nach Worten von Unternehmenschef Gunter Heise eine enorme Bedeutung. "Wir investieren am Stammsitz in Freyburg insgesamt 28 Millionen Euro", sagte er.
Dies sei die höchste Investition in der Firmengeschichte. Das Unternehmen "hat dafür keine staatlichen Fördermittel beansprucht" - was wiederum Haseloff freuen dürfte. Allein für 9,5 Millionen Euro wurde eine neue Abfüllanlage gebaut, die eine ältere aus den 90er Jahren ersetzt. Heise, der vor 1991 bei Rotkäppchen Technikchef war, ist begeistert: "In den 80er Jahren haben wir hier aus der Not heraus eine Bier- in eine Sektabfüllanlage umfunktioniert. Die jetzige Anlage ist die modernste, die es auf dem Markt gibt. Es ist wie Trabi und Mercedes."
116 Millionen Flaschen im Jahr
Dies sieht Ulrich Wiegel, Direktor Technik, ähnlich: Die Anlage besitzt 154 Füller, die den Sekt in die grünen Flaschen bringen. Über Laufbänder rauschen sie durch die Halle. In der Etikettiermaschine sorgen Sensoren dafür, dass die Aufschriften perfekt sitzen. Selbst die Verladung der fertigen Rotkäppchen-Paletten auf die Lkw erfolgt vollautomatisch in nur zwei Minuten. Ohne die hohe Automatisierung könnte Rotkäppchen-Mumm der steigenden Nachfrage auch kaum bewältigen. Im Jahr 2011 wurden allein 116 Millionen Flaschen der Marke Rotkäppchen verkauft. Der Marktanteil liegt im deutschen Einzelhandel bei 33,5 Prozent. Rotkäppchen ist mittlerweile nicht nur die beliebteste Sektmarke der Ostdeutschen, sondern auch in vielen westdeutschen Regionen die Nummer eins.
Doch nicht nur in die Abfüllstation auch die Gärkapazitäten wurden kräftig erweitert. Die Lagerhallen oberhalb der Abfüllung beherbergen künftig 288 statt bisher 180 Tanks. Ein Edelstahlbehälter ist 12,5 Meter hoch, hat einen Durchmesser von über vier Meter und fasst 160 000 Liter - dies entspricht 200 000 Flaschen. Hier werden die Grundweine - sie kommen vor allem aus Südeuropa - mit Hefe und Likör versetzt. Nach sechs Monaten wird der Sekt dann abgefüllt.
Größte Herausforderung bei dem Ausbau ist der knappe Platz. "Wir sind am Standort mitten in Freyburg von der Fläche begrenzt", sagt Wiegel. Daher sei für die Schaltschränke in der Abfüllanlage eine zweite Etage eingebaut worden.
Extra-Schub durch Fußball-EM
Ministerpräsident Haseloff lobt in seiner kurzen Rede die Verbindung von Traditionsstandort und Innovation. "Das Unternehmen ist fest mit der Geschichte und Kultur der Region verbunden", sagte Haseloff. Gleichzeitig habe sich Rotkäppchen in den vergangenen 20 Jahren als nationale Marke etabliert. Rotkäppchen-Chef Heise will die Stellung ausbauen. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen rund 170 Millionen Flaschen Sekt. Neben Rotkäppchen wachsen auch die Marken Mumm, Jules Mumm und MM Extra, die im hessischen Eltville produziert werden. Auch in wirtschaftlich schwierigen Jahren wie zur Finanzkrise 2008 / 09 wurde der Absatz gesteigert.
Einen kleinen Extra-Schub erhofft sich Heise nun auch von der Europameisterschaft. Der Fußball-Fan ist sich sicher, dass Deutschland ins Finale kommt. Er wirbt dafür in eigener Sache: "Wir haben uns mit unserem Bestand darauf eingestellt, dass Deutschland am 1. Juli den Sieg gegen Spanien mit Rotkäppchen-Sekt feiern kann." Ausreichend Produktions-Kapazität hat Rotkäppchen jetzt auf jeden Fall.
