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Schiffbau Schiffbau: Mitarbeiter tragen Wadan symbolisch zu Grabe

Von Katrin Schüler 31.07.2009, 15:12
Vor der Wadan-Werft in Wismar sammeln sich am Freitag die Werftarbeiter für eine anschließende Demonstration. Rund 1.500 Menschen beteiligen sich an dem Zug durch die Hansestadt, um auf das Drama an den Wadan-Standorten aufmerksam zu machen. (FOTO: DPA)
Vor der Wadan-Werft in Wismar sammeln sich am Freitag die Werftarbeiter für eine anschließende Demonstration. Rund 1.500 Menschen beteiligen sich an dem Zug durch die Hansestadt, um auf das Drama an den Wadan-Standorten aufmerksam zu machen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Wismar/Schwerin/ddp. - Ab Samstag sind die meisten der 2500 SchiffbauerBeschäftigte der Transfergesellschaft Küste. WirtschaftsministerJürgen Seidel (CDU) machte den Werftleuten auf der Kundgebung inWismar zwar Mut für eine Zukunft der traditionsreichenSchiffbaubetriebe, fast zur gleichen Zeit wurde beim SchwerinerAmtsgericht jedoch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt.Ein Investor ist weiter nicht in Sicht.

Das sei der schwärzeste Tag in der Geschichte der Werften desLandes, sagte Betriebsrätin Ines Scheel vor rund 1000 Werftleuten,Freunden und Angehörigen am Freitag in Wismar. «Alles, was wir unserarbeitet haben, schmeißen wir heute weg», sagte Scheel. Siekritisierte die aus Sicht der Werftleute mangelnde öffentlicheUnterstützung beim Kampf um den Erhalt der Schiffbaubetriebe. Es sei«schizophren», 46 Millionen Euro in die Auffanggesellschaft für dieSchiffbauer zu investieren, nachdem die Werften wegen fehlender fünfMillionen Euro des Investors Insolvenz hätten anmelden müssen. DasLand hätte durchaus kurzfristig als Eigner eintreten können, sagteScheel.

Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) bestritt dagegen auf derKundgebung erneut, dass der Landesregierung diese Option zurVerfügung gestanden hätte. Letztlich sei das finanzielle Loch beiWadan weitaus größer als fünf Millionen Euro gewesen. Er machte denWerftleuten zugleich Mut für die Zukunft. Die internationale Akquiselaufe, man werde kein Angebot ausschlagen. Auch schiffbauähnlicheTätigkeiten auf dem Gelände der Werft und mit den ehemaligenMitarbeitern würden akzeptiert.

Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), der wegen einesmehrtägigen Wirtschaftsbesuchs in Russland nicht an der Kundgebung inWismar teilnahm, hatte in einem Radiointerview am Freitag die Werftennochmals als international wettbewerbsfähig gelobt. Allerdings müssesich die Produktion auf den Spezialschiffbau konzentrieren.Langfristig hoffe er auf eine strategische Zusammenarbeit mitrussischen Auftraggebern. Russland habe einen erheblichenModernisierungsbedarf seiner Flotte, allerdings seien wegen derjetzigen Krisensituation keine verlässlichen Festlegungen vonrussischer Seite zu erwarten, sagte Sellering.

Ein Sprecher der IG Metall kündigte in Wismar an, mit allenMitteln ein Ausschlachten der beiden Schiffbaubetriebe verhindern zuwollen. Es werde tägliche Kontrollen in den Betrieben geben. Sobaldsich abzeichne, dass die fertig gebauten, aber noch nicht bezahltenSchiffe weggeschleppt werden sollen, werde es Werftbesetzungen geben,kündigte der Sprecher an.

Der vorläufige Insolvenzverwalter, Marc Odebrecht, beantragteinzwischen beim Schweriner Amtsgericht die Eröffnung desInsolvenzverfahrens. Zu den Bemühungen um einen Investor äußerte ersich am Freitag vorsichtig optimistisch. Die Gespräche mitpotenziellen Interessenten seien deutlich weiter alsInteressenbekundungen, aber «fernab» von einem Abschluss.Ergebnisoffen sind nach wie vor die Gespräche mit Altkunden, darunterder schwedischen Stena-Line, um die bestellten Schiffe doch noch zuverkaufen.