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Schienenverkehr Schienenverkehr: Bahn verschärft zum Fahrplanwechsel das Tempo

Von Sascha Meyer 06.12.2006, 09:38
Peter Faßke, Mitarbeiter der Zugaufsicht, pfeift einen IC im Frankfurter Hauptbahnhof ab. (Foto: dpa)
Peter Faßke, Mitarbeiter der Zugaufsicht, pfeift einen IC im Frankfurter Hauptbahnhof ab. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Nach dem Berliner Hauptbahnhof wird auch dieHochgeschwindigkeitstrasse zwischen München und Nürnberg voll insbundesweite Taktsystem eingebunden - das soll das Reisen quer durchdie Republik beschleunigen. Im Nahverkehr beginnt ebenfalls eine neueÄra. Erstmals fahren Regionalzüge mit bis zu 200 Kilometern proStunde. Eine weitere Änderung für 2007 kommt dagegen mit einer kurzenSchonfrist: Am 1. Januar steigen die Preise im Nah- und Fernverkehr.

Die Erwartungen an die jüngste Paradestrecke in Bayern sind hoch.Nach dem Ausbau für 3,6 Milliarden Euro rauschen die ICE seit EndeMai mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde über die neue Trasse - dasließ die Fahrtzeit von München nach Nürnberg bereits um 25 Minutenschrumpfen. Künftig soll es aber nochmals 15 Minuten schneller in guteiner Stunde gehen. Denn ab Sonntag gilt auf einem weiteren AbschnittTempo 200 statt wie bisher Tempo 160. Und die Auswirkungen reichenbis in den Norden: Von München nach Hannover schmilzt die Reisezeitum 25 Minuten auf 4:12 Stunden. Nach Frankfurt/Main geht es im neuenFahrplan mit 3:10 Stunden künftig 30 Minuten schneller.

Dass ihre weiß glänzenden ICE auf den Rennstrecken zwischen denMetropolen gegen die Konkurrenz von Auto und Billigfliegern punktenkönnen, hat die Bahn schon erkannt. Von Hamburg nach Berlin undretour sitzen zum Beispiel täglich 3000 Menschen mehr in Fernzügen,seit die Trasse vor zwei Jahren für 230 Stundenkilometer ausgebautwurde. In Berlin rechnen die Planer nach dem Start des Hauptbahnhofsund eines neuen Innenstadttunnels in Richtung Leipzig bis 2010 miteinem Sprung von 13 Millionen auf 19 Millionen Fernreisende im Jahr,die ein- um- oder aussteigen. «Im Markt ist Platz für uns», sagt derChef der Bahn-Fernverkehrssparte, Nikolaus Breuel.

Die Beschleunigung auf den Hauptstrecken sei attraktiv, heißt esauch bei Fahrgastvertretern. «Jeder kommt gern schnell ans Ziel,nicht nur Geschäftsreisende», sagt der Vorsitzende des Verbands ProBahn, Karl-Peter Naumann. Doch abseits der Schnelltrassen werde dasFernzug-Angebot vielfach weiter ausgedünnt. Und wo statt IC-Zügen nurRegionalbahnen fahren, gebe es keine Speisewagen und Möglichkeitenzur Sitzplatzreservierung. Zumindest beim Tempo ebenbürtig sollen dadie ersten Regionalzüge mit der neuen Rekordgeschwindigkeit von200 Stundenkilometern sein - bisher waren maximal 160 zulässig. Dieumgebauten Intercity-Wagen fahren ab Sonntag ebenfalls auf der TrasseMünchen-Nürnberg, und zwar eine halbe Stunde langsamer als die ICE.

Wirtschaftlich ist der Fernverkehr inzwischen wieder zu einemZugpferd des bundeseigenen Konzerns geworden. Bis Ende Oktober stiegdie Zahl der Fahrgäste um drei Prozent auf 94,8 Millionen. DieAuslastung blieb mit 43,9 Prozent stabil, obwohl das Platzangebotvergrößert wurde. Im neuen Jahr sollen auch ohne den Schub einerFußball-WM die Sitze gut gefüllt werden. Das Bonusprogramm fürStammkunden mit Prämien vom Genussgutschein bis zur Pauschalreisewurde gerade erweitert. Und um ganz neue Kunden anzusprechen, lockenvon diesem Freitag an 29-Euro-Billigtickets beim Kaffeeröster Tchibo.

Bei den regulären Preisen müssen die Fahrgäste allerdings zumJahreswechsel wieder tiefer in die Tasche greifen. Fahrkarten imRegionalverkehr außerhalb von Verkehrsverbünden werden um 3,9 Prozentteurer. Tickets für ICE, Intercity und Eurocity kosten künftig imSchnitt 5,6 Prozent mehr, wobei die Mehrwertsteueranhebung von 16 auf19 Prozent enthalten ist. Der Verkehrsclub Deutschland warnte schon,neu gewonnene Kunden wieder an das Auto zu verlieren. «Wer pendelnmuss, wird weiter den Zug nehmen», meint Pro-Bahn-Chef Naumann. «Abervielleicht nicht mehr bei der nächsten Urlaubsreise.»