Sanierung trifft jeden vierten Arcandor-Job
Düsseldorf/dpa. - Beim angeschlagenen Handels- und Tourismuskonzern Arcandor (Karstadt, Quelle) gibt es eine Finanzierungslücke von bis zu 900 Millionen Euro.
Wie der neue Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick am Montag in Düsseldorf weiter sagte, muss das Unternehmen zudem bis Jahresende über die Verlängerung von Darlehen im Volumen von 950 Millionen Euro mit den Banken neu verhandeln. Eick ist seit knapp zwei Monaten im Amt.
Zu einer möglichen Insolvenz des Unternehmens bei einem Scheitern der bevorstehenden Finanzierungsverhandlungen in Milliardenhöhe wollte sich der ehemalige Telekom-Finanzchef nicht äußern. «Ich gehe davon aus, dass wir das Geld zusammenbekommen», sagte Eick.
Nach seinen Angaben stehen vor allem die in eine Schieflage geratenen Handelstöchter Karstadt und Primondo (Quelle) im Mittelpunkt der Sanierung. Der Arcandor-Chef präsentierte Maßnahmen, um das Unternehmen wieder auf eine gesunde Basis zu stellen. Er schloss neben Verkäufen auch Schließungen von Waren- und Sporthäusern nicht mehr aus.
Neben acht rote Zahlen schreibenden Karstadt-Häusern und einem Sporthaus sollen auch die drei Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München sowie 115 Quelle Technik Center und rund 1500 Quelle-Shops in eine neu zu gründende Gesellschaft mit dem Namen ATRYS ausgegliedert werden. Das soll möglichst noch in diesem Geschäftsjahr passieren.
Eine Gesamtlösung müsse innerhalb der kommenden drei Jahre gefunden werden, kündigte Eick an. Er wies Vermutungen zurück, es gebe einen Zusammenhang zwischen einem möglichen Verkauf der profitablen Luxushäuser und den aktuellen Finanzproblemen des Konzerns.
Betroffen von der Ausgliederung sind insgesamt rund 12 500 Mitarbeiter der knapp 52 000 Beschäftigten der Arcandor-Töchter Karstadt und Primondo (Versandhandel). Zu einem möglichen Personalabbau wollte sich Eick nicht äußern. Deutliche Einsparungen soll es auch durch eine Bündelung der Einkaufsabteilungen der beiden Arcandor-Handelstöchter geben.
In seinem Warenhausgeschäft plant der Konzern unter seinem neuen Chef eine strategische Kehrtwende. Statt des von Vorgänger Thomas Middelhoff propagierten Ausbaus des Luxusgeschäfts soll nun in den künftig als Kerngeschäft deklarierten 81 Waren- und 27 Sporthäusern das Angebot in der mittleren Preisklasse ausgebaut werden. Die profitable Tourismustochter Thomas Cook bleibt von der Restrukturierung unberührt.