Sandmännchen, Spitzenreiter, Sudel-Ede Sandmännchen, Spitzenreiter, Sudel-Ede: Was von 35 Jahren DDR-Fernsehen übrig blieb

Berlin - Das Fernsehen der DDR wurde keine 40 Jahre alt: Am 3. Januar 1956 beginnt der Deutsche Fernsehfunk (DFF) mit dem regulären Betrieb. Zunächst zwei Stunden pro Tag zeigt es Eigenproduktionen. Nur zwei Jahre nach dem Mauerfall ist 1991 Schluss. Was blieb bis heute vom DDR-Fernsehen übrig - und was verschwand?
Eine Auswahl von dem, was blieb:
Das Sandmännchen
Allabendlich verstreut der kleine Bartträger auf dem Bildschirm Sand, damit die Kinder besser einschlafen können. Der Sandmann hat nicht nur das Ende der DDR überlebt, sondern auch seinen Kollegen aus dem Westen. Am 22. November 1959 erschien er erstmals auf den DDR-Fernsehbildschirmen - acht Tage früher als die West-Variante. Die Ost-Fernsehmacher hatten Wind von einem ähnlichen Vorhaben im Westen bekommen und wollten unbedingt schneller sein.
Polizeiruf 110
Der erste „Tatort“ („Taxi nach Leipzig“) wurde im November 1970 ausgestrahlt. Im DDR-Fernsehen lief ein halbes Jahr später als „Gegen-Tatort“ die erste Folge der Krimireihe „Polizeiruf 110“. In „Der Fall Lisa Murnau“ ging es um den Raub von 70.000 Mark aus einem Postamt, wobei die Schalterbeamtin lebensgefährlich verletzt wurde. Mord und Totschlag waren im DDR-„Polizeiruf 110“ eher die Ausnahme. Die Krimireihe ist eines der wenigen Formate, die den Sprung aus dem DDR-Fernsehen in die ARD geschafft haben.
Außenseiter - Spitzenreiter
„Bleiben Sie schön neugierig.“ Mit diesem Satz ging eine der beliebtesten DDR-Fernsehsendungen stets zu Ende. Im Juni 1972 flimmerte die Show „Außenseiter - Spitzenreiter“ erstmals über die Bildschirme. Moderator Hans-Joachim Wolfram wurde schnell zum Publikumsliebling. Er suchte Antworten auf Fragen wie „Wie viele PS hat eine Kuh?“ oder „Haben Fische Durst?“. Die Sendung gibt es noch im MDR; seit 2012 mit einer jüngeren Moderatorin.
Visite
Am 21.1.1971 hatte das Gesundheitsmagazin „Visite“ - mit der gewundenen-Schlange im „s“ - seine Bildschirmpremiere. Von Fußpilz bis Magenbeschwerden: In jeder Sendung wurde eine Krankheit samt Behandlungsmethoden beschrieben. Auch moderne Medizintechniken, etwa Ultraschall für Geburten, wurden präsentiert. Und es gab Sex-Tipps. Nach dem Mauerfall übernahm der NDR die Sendung aus Rostock.
Das DDR-Fernseballett
1962 wurde das Ensemble gegründet. Kostüme, Musik und Bewegungen waren meist exotisch. Zu den bekannten Solistinnen gehörten die Ungarin Emöke Pöstenyi sowie die Halbamerikanerin Susan Baker, die in der DDR Starstatus genossen. Sie traten in Shows wie „Ein Kessel Buntes“ auf.
Das Ballett eignete sich mehr als 1400 Choreographien an. Nach dem Mauerfall übernahm der MDR die Compagnie. 2014 liefen die vertraglichen Vereinbarungen aus. Dank der Hilfe vieler Prominenter überlebte das Ballett aber.
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Das Fernsehen der DDR wurde keine 40 Jahre alt: Nur zwei Jahre nach dem Mauerfall ist 1991 Schluss. Was blieb bis heute vom DDR-Fernsehen übrig?
Eine Auswahl von dem, was verschwand:
Der schwarze Kanal
Das politische Magazin war besonders umstritten. Am 21. März 1960 ging „Der schwarze Kanal“ auf Sendung. Der überzeugte Kommunist Karl-Eduard von Schnitzler prangerte darin das System der Bundesrepublik an. Scharfzüngig zerpflückte er Sendungen des West-Fernsehens, schnitt Bilder und Kommentare dabei so zusammen, dass sie das SED-Motto „Der Sozialismus ist gut, der Kapitalismus schlecht“ transportierten. Wenige Tage vor dem Mauerfall war Schluss.
Ein Kessel Buntes
Seit 1972 produzierte das DDR-Fernsehen die beliebte große Musikshow - als Konkurrenz zu den Samstagabend-Shows bei ARD und ZDF. Das Publikum wurde mit West-Stars gelockt: Katja Ebstein und Costa Cordalis zum Beispiel, Abba und Samantha Fox. Für manche, etwa aus dem Raum Dresden, bot der „Kessel“ die einzige Möglichkeit, die Stars von jenseits der Mauer zu erleben. Kurz vor dem Mauerfall gab es die 100. Ausgabe der Abendshow. Die ARD übernahm die Sendung - und stellte sie 1992 schließlich ein.
Aktuelle Kamera
Während die „Tagesschau“ Quotenkönigin war, stieß die DDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ (AK) auf wenig Gegenliebe. Als politisches Propaganda-Instrument war sie nur bedingt informativ. Viele DDR-Bürger schalteten auf West-Fernsehen um. Die letzte „Aktuelle Kamera“ gab es vor 25 Jahren - im Dezember 1990.
Zwischen Frühstück und Gänsbraten
Sie gehörten seit 1957 fest zum TV-Weihnachtsprogramm: Immer am 1. Weihnachtsfeiertag um 11.00 standen die Moderatoren Heinz Quermann und Margot Ebert vor dem Weihnachtsbaum - und bis zum Mittagessen empfingen sie in der Gala Stars wie Andy Borg, Frank Schöbel, Spejbl & Hurvinek oder Karel Gott. Mit der Abwicklung des Deutschen Fernsehfunks Ende 1991 wurde die Show eingestellt. (dpa)





