Sachsen LB Sachsen LB: Der Chef erklärt seinen Rücktritt
Dresden/Leipzig/dpa. - Das Debakel um die Sachsen LB hat weitere personelle Konsequenzen: Der Vorstandschef des nach Fehlspekulationenin dramatische Schieflage geratenen Instituts, Herbert Süß, hatseinen Rücktritt erklärt. Nachfolger wird der 49 Jahre alteVorstandsvorsitzende der Ostsächsischen Sparkasse in Dresden, JoachimHoof, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Leipzig mit. Neben Süßmüssen auch die übrigen Vorstände Yvette Bellavite-Hövermann undWerner Eckert ihre Posten räumen. Damit ist der gesamte alte Vorstandabberufen worden.
Die Sachsen LB war nach riskanten Hypothekengeschäften auf dem US-Immobilienmarkt in eine schwere Krise geraten und ist am vergangenenSonntag von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einerBlitzaktion übernommen worden. Bereits vor einer Woche musste der fürdas Kapitalmarktgeschäft zuständige Vorstand Stefan Leusder seinenHut nehmen. Sein Nachfolger wird Wolf-Dieter Ihle von der LBBW.
Auch Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU) steht wegen seinerRolle als Chef des Verwaltungsrates der Landesbank weiter heftig inder Kritik. «Es ist eine billige Legende, wenn der Minister sichjetzt als von den Vorständen nicht ausreichend unterrichtetbezeichnet», kritisierte der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle.
Sachsens Landtag beschäftigt sich an diesem Freitag in einerSondersitzung mit den Vorgängen. Metz wird in einerRegierungserklärung Stellung zum Notverkauf der Landesbank beziehen.Die Linksfraktion will in der Sitzung förmlich über das politischeSchicksal von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) abstimmenlassen. Das Procedere blieb zunächst offen. Die Landesbank will amFreitag in Leipzig Geschäftszahlen zum 1. Halbjahr 2007 vorlegen.
Das Finanzministerium wies unterdessen Berichte zurück, wonachRessortchef Metz und der Vorstand der Landesbank denVerwaltungsratsmitgliedern absichtlich brisante Informationen etwaüber ein Gutachten der Finanzaufsicht BaFin über die Geschäfte derDubliner Banken-Tochter vorenthalten haben sollen. Das entsprechenicht der Wahrheit. Der Verwaltungsrat sei zudem auch regelmäßig überdie Abstellung von Mängeln informiert worden, die in dem BaFin-Gutachten aufgelistet waren. Darin war den Geschäften der von deririschen Tochter gemanagte Fonds Ormond Quay unter anderem mangelndeTransparenz bescheinigt worden.
Nolle hatte zuvor erklärt: «Wenn diese Berichte zutreffen, dannwird Herr Metz noch ganz andere Probleme bekommen.» Dann werde wohldie Staatsanwaltschaft von Amts wegen gegen den Minister ermittelnmüssen. Die Staatsanwaltschaft Leipzig prüft derzeit, ob sie wegender Vorgänge bei der Sachsen LB tätig werden muss.
Die Linksfraktion kündigte am Donnerstag zudem einen Gang vor dasVerfassungsgericht an, sollte die Regierung nicht wie gefordert alleUnterlagen und Informationen über den Verkauf der Sachsen LB auf denTisch legen. «Ist die Staatsregierung zu dieser Transparenz nichtbereit, behalten wir uns als Fraktion eine Organklage vor demSächsischen Verfassungsgericht vor», sagte Fraktionschef André Hahn.Die Linken sind überzeugt, dass die Geschäfte der Landesbank einMilliarden-Loch hinterlassen.
Die Bank war im Strudel der US-Hypothekenkrise unter anderem durchdie Dubliner Tochter in eine dramatische Schieflage geraten und amvergangenen Wochenende an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)verkauft worden. Die LBBW überwies kurzfristig 250 Millionen Euro zurSicherung des Eigenkapitals der Sachsen LB. Der endgültige Kaufpreis,für den eine Untergrenze von 300 Millionen Euro vereinbart wordenwar, soll zum Ende des Jahres festgelegt werden.