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Sachsen Sachsen: Betrieb in Freital profitiert vom weltweiten Stahlboom

07.07.2005, 07:17
Über 40 Tonnen Stahl fließen beim Abstich in der Boschgotthardshütte (BGH) Edelstahl Freital GmbH. Der 150 Jahre alte Traditionsbetrieb vor den Toren Dresdens gehört seit der Wende zur BGH Edelstahl mit Sitz in Siegen (Nordrhein-Westfalen). (Foto: dpa)
Über 40 Tonnen Stahl fließen beim Abstich in der Boschgotthardshütte (BGH) Edelstahl Freital GmbH. Der 150 Jahre alte Traditionsbetrieb vor den Toren Dresdens gehört seit der Wende zur BGH Edelstahl mit Sitz in Siegen (Nordrhein-Westfalen). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Freital/dpa. - Nach der Wende hatten die BGH Edelstahl Siegen die SächsischenEdelstahlwerke GmbH mit Standorten in Freital, Lippendorf bei Leipzigund Lugau bei Chemnitz von der Treuhand übernommen. «6000 Mitarbeiterwaren damals beschäftigt», sagt Winterhager. Mitarbeiter musstenentlassen werden, die sozialistischen Staaten existierten nicht mehrals Hauptabnehmer. «Neue Absatzmärkte mussten gefunden werden.»

«Die Freitaler Produkte sind gut», ist Winterhager überzeugt.«Unsere Stärke liegt in der Vielfalt des Angebotes.» Dazu kommt dieErfahrung eines Unternehmens mit rund 150 Jahren Tradition. Rund 190Millionen Euro wurden in den Standort auf einem 65 Hektar großenGelände mit eigenem Bahnanschluss investiert.

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht für dieses Jahr einenfesten Stahlmarkt. Mit einer Rohstahlerzeugung von 47 MillionenTonnen wird gerechnet. «Die Stahlindustrie kann auch in Zukunftweiter wachsen», heißt es optimistisch. Die BGH Edelstahlwerke GmbHals Mutter der BGH Edelstahl Freital GmbH kann diesen Optimismus für2005 bestätigen. Alle Tochterunternehmen sind gut beschäftigt.

Profitieren können die Firmen vom seit 2000 anziehenden weltweitenStahlmarkt. Auch wenn Geschäftsführer Winterhager das mit gemischtenGefühlen sieht. «Wir hatten mit einer langsameren Entwicklunggerechnet», sagt er. Für 2004 war ein Umsatz von 270 Millionen Eurogeplant. Erreicht wurden 344 Millionen Euro - jedoch vor allem durchVerteuerung der Rohstoffe.

Stahl sei durch den ungeheueren Bedarf vor allem in China auf demWeltmarkt knapp. «Wir können deshalb mehr herstellen», sagtWinterhager. Aber die Erfahrung besage, wenn der Bedarf gedeckt sei,werde es hinterher grausam. Die Kunden kauften aus Sorge vor einemweiteren Anziehen der Preise derzeit viel ein. «Doch irgendwann sinddie Lager voll und dann stockt die Nachfrage.»

Insgesamt 800 verschiedene Edelstahle aus den Grundstoffen Nickel,Chrom, Mangan und Eisen werden hergestellt. Die werden geschmolzen,gegossen, gewalzt, speziell behandelt oder bearbeitet. «Produziertwerden Langprodukte: vom Draht bis zu Stäben mit einem Durchmesservon 700 Millimeter», sagte Winterhager. So auch Sonderstahl fürImplantate oder Piercing-Schmuck sowie das Ausgangsmaterial fürGitter in Gefängnissen oder für Fahrradsicherheitsschlösser.

Durch die Autoindustrie in Sachsen ergab sich ein neuerKundenstamm. «Überall dort, wo hohe Drücke, Temperaturen oderRotationen auftreten und Korrosionsgefahr besteht, wird Edelstahleingesetzt», sagt der Geschäftsführer. Manchmal werden nur so kleineMengen geordert, dass sie im Kofferraum eines Kleinwagensabtransportiert werden können. Bei einer Jahresproduktion von 200 000Tonnen geht das Gros aber per Bahn oder Lkw an die Kunden.