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Rotstern Rotstern: Katholische Kirche kauft Schokolade

Von STEFFEN HÖHNE 21.09.2012, 13:16
Mitarbeiterinnen der Rotstern Schokoladenmanufaktur in Saalfeld verpacken handgemachte Pralinen (ARCHIVFOTO: DDP)
Mitarbeiterinnen der Rotstern Schokoladenmanufaktur in Saalfeld verpacken handgemachte Pralinen (ARCHIVFOTO: DDP) ddp

SAALFELD/Halle (Saale)/MZ. - Der Verkaufclou Sandmann konnte Rotstern nicht retten, dies übernimmt jetzt ein Unternehmen der katholischen Kirche. Die Caritas Behindertenwerk GmbH Burgenlandkreis teilte überraschend mit, dass sie den traditionsreichen Schokoladen-Hersteller Rotstern übernimmt.

In der Verpackung tätig

Doch warum steigt die soziale Einrichtung in das schwierige Schoko-Geschäft ein? "Um Arbeitsplätze und eine traditionsreiche Firma zu erhalten", sagt Caritas-Geschäftsführer Ralf Breuer. Vor vier Jahren sei der Kontakt mit dem Thüringer Unternehmen entstanden. Aus einem kleinen Verpackungsauftrag entwickelte sich schnell eine intensive Zusammenarbeit. In Osterfeld verpacken 150 Angestellte des Behindertenwerkes tausende Pralinenkästen etwa der Sorte "Thüringer Spezialitäten". Zudem wurden große Teile des Einkaufs und des Versandes übernommen.

"Durch die Insolvenz stand dieser Großauftrag auf der Kippe", sagt Breuer. Zwar habe es einige Interessenten für Rotstern gegeben. Doch Caritas war nicht nur am Erhalt der Marke, sondern auch an der Weiterführung der Produktion im thüringischen Saalfeld interessiert. Also griff man selbst zu. Zum Kaufpreis macht Breuer keine konkreten Angaben: "Es war aber nicht nur der symbolische Euro."

Mitte Juni war bekannt geworden, dass der Schokoladen-Hersteller Insolvenz angemeldet hatte. Der VEB Rotstern Saalfeld war 1955 gegründet worden. Von 1966 bis 1989 hieß die Firma VEB Thüringer Schokoladenwerke. Unter dieser Marke wurden zu DDR-Zeiten 95 Prozent der im Land hergestellten Schokolade produziert. Zu den bekanntesten Produkten gehörte die "Schlager Süßtafel". 2002 kaufte Hans-Uwe Alsen Rotstern der Stollwerck AG ab. Vor einigen Jahren hatte das Unternehmen sogar den Schoko-Riesen Ferrero angegriffen und ein eigenes Schoko-Ei mit Spielzeug-Überraschung auf den Markt gebracht. Dabei bauten die Thüringer auf die beliebten Sandmann-Figuren. Doch auch dies brachte am Ende keine Rettung. In den vergangenen drei Monaten führte Insolvenzverwalter Rolf Rombach die Geschäfte. "Ich bin mit dem Verkauf sehr zufrieden", sagt er. Caritas übernehme das Produktionswerk in Saalfeld und elf der zuletzt 25 Mitarbeiter. Der Standort Ichtershausen bei Arnstadt werde dagegen aufgegeben. Auch während der Insolvenz habe Rotstern produziert, so der Insolvenzverwalter. Kunden seien große Handelsketten.

Langfristiges Engagement

Nach Worten von Breuer soll sich Rotstern künftig auf die Produktion des etablierten Sortiments von Schokoladen und Pralinen konzentrieren. "Das Kerngeschäft ist gesund", so der Geschäftsführer. Durch den Aufbau von neuen Geschäftsfeldern, die aber wenig Erträge brachten, sei der Hersteller in der Vergangenheit in die Schieflage geraten.

Breuer sagt offen, dass es bei der Caritas "nicht üblich ist, Industriefirmen zu erwerben". In Ostdeutschland betrete man sicher Neuland. In den westlichen Bundesländern habe es aber schon ähnliche Fälle gegeben. Das Behindertenwerk sieht sich nicht als kurzfristigen Investor, der Rotstern nur durch eine schwierige Phase hilft. Breuer: "Wir planen ein langfristiges Engagement."