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Roland Jahn Roland Jahn: Mut zum Unmut

15.03.2011, 18:49

Halle (Saale)/MZ. - Für den ersten Arbeitstag war das schon eine bemerkenswerte Leistung: Statt sich in Harmonie zu üben, wie das bei Amtsübernahmen üblich ist, hat der neue Stasi-Unterlagen-Chef ein gespaltenes Auditorium hinterlassen. Einem Teil der Revolutionäre von 1989 dürfte Roland Jahns anhaltende Unbeugsamkeit gefallen haben. Er will auch heute mutig sein. Mutig sein bedeutet, nicht gefallen zu müssen. Viele andere hatten wohl den Eindruck, Jahn wolle die Behörde stürmen, statt sie zu leiten.

Der Stil des 57-Jährigen war etwas hochmütig. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Wende sei erst in dem Moment zum Abschluss gekommen, in dem Roland Jahn die Nachfolge Marianne Birthlers antrat. Hier verwechselt er seine Geschichte mit der Geschichte aller. Dass Jahn keine Ex-Stasi-Leute in der Behörde dulden und jene also umgestalten will, ist erfreulich. Aber ändern können wird er das nur schwer. Gerichtsentscheidungen stehen dem entgegen. Und neue Gesetze werden im Bundestag gemacht, nicht in der Behörde.

Bei Jahn stellt sich eine alte Frage neu, nämlich: Wer ist stärker - das Amt oder die Person, die das Amt ausfüllt? Bald wissen wir mehr.

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Markus Decker