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Rohstoffe Rohstoffe: Russland rollt den Diamanten-Markt auf

Von Stefan Voß 17.02.2005, 08:33
Die weltweit größte offene Diamanten-Mine ist die im Jahr 2001 stillgelegte Mine "Mir" in der sibirischen Stadt Mirny (undatiertes Archivfoto). Dort wurde bis zu einer Tiefe von 600 Metern nach Diamanten geschürft. Das Loch hat einen Durchmesser von 1200 Metern. Nach jüngsten Erkenntnissen verfügt Russland noch über Diamanten-Reserven von mindstens 825 Millionen Karat. (Foto: dpa)
Die weltweit größte offene Diamanten-Mine ist die im Jahr 2001 stillgelegte Mine "Mir" in der sibirischen Stadt Mirny (undatiertes Archivfoto). Dort wurde bis zu einer Tiefe von 600 Metern nach Diamanten geschürft. Das Loch hat einen Durchmesser von 1200 Metern. Nach jüngsten Erkenntnissen verfügt Russland noch über Diamanten-Reserven von mindstens 825 Millionen Karat. (Foto: dpa) dpa

Moskau/dpa. - Erst auf den Druck von außen lüftete die russische Führung einseit Jahrzehnten gehütetes Staatsgeheimnis. Demnach wurden im größtenLand der Erde im Jahr 2003 insgesamt 33 Millionen Karat (je 0,2Gramm) gefördert. Der Staatskonzern Alrosa, der fast 100 Prozent derProduktion abdeckt, setzte im Diamantengeschäft in jenem Jahr knappzwei Milliarden Dollar (umgerechnet 1,5 Mrd Euro) um.

Die Russen wollen noch mehr: Nach den veröffentlichtenProduktionszahlen für das erste Halbjahr 2004 (17,8 Mio Karat)zeichnete sich auf das gesamte Jahr hochgerechnet eineUmsatzsteigerung von 10 Prozent ab. Bis 2006 soll der Umsatz auf über2,6 Milliarden Dollar zunehmen. Nach jüngsten Erkenntnissen verfügtRussland über Diamanten-Reserven von mindestens 825 Millionen Karat.Gelingt es, diese Menge abzubauen, ist für die nächsten 25 Jahre einExport auf aktuellem Niveau möglich. Neue Förderstätten werden inSibirien sowie Nordrussland erschlossen. Dafür muss Alrosa sich Geldauf dem internationalen Finanzmarkt leihen. Bereits heute stammtjeder fünfte weltweit geschürfte Diamant aus Alrosa-Produktion.

Der Erfolg des in der Teilrepubliken Jakutien in Nordost-Sibirienbeheimateten Konzerns mit knapp 50 000 Beschäftigten wecktBegehrlichkeiten in Moskau. Schrittweise wolle der Kreml die Mehrheitan Alrosa erlangen, berichtete die Moskauer Tageszeitung «Kommersant»in dieser Woche. Dies solle über die Ausgabe zusätzlicher Aktienerfolgen, die allesamt für den russischen Staat vorgesehen sind.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion ringen die Jakuten mit derZentralmacht in Moskau um das Industriejuwel Alrosa. Derzeit hält derStaat 37 Prozent und die Regionalverwaltung in Jakutien 32 Prozent amBetrieb. Weitere 8 Prozent entfallen auf die Kommunen in Jakutien.Die übrigen 23 Prozent sind in privatem Streubesitz.

Die starke Position auf dem Weltmarkt sowie relativ niedrigeProduktionskosten sind nach Einschätzung der MoskauerInvestmentgesellschaft Troika Dialog die großen Vorteile von Alrosa.Zu den Schwächen des Unternehmens gehören die weiterhin unpräzisenAngaben über Produktion und Reserven sowie die geographischungünstige Lage der Minen.

Nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Verarbeitung willRussland weiter zulegen. Hatte Alrosa in der Vergangenheit seine insAusland exportierten Diamanten exklusiv an De Beers verkauft, sinktdieser Anteil seit Jahren kontinuierlich. Die Europäische Union undauch die Welthandelsorganisation WTO begrüßen diese Entwicklung alseinen Schritt zur Belebung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt.

Immer mehr sibirische Rohdiamanten werden im eigenen Land zuBrillanten veredelt. In Smolensk und anderen russischen Städten boomtdie Verarbeitung. Die Auftragslage stimmt, die Aussichten sindbestens. Während sich die Konjunktur in den großen Industriestaatenerholt, steigt der Absatzmarkt für Luxusgüter in China, Indien undOsteuropa weiterhin deutlich.