Rehabilitation Rehabilitation: Nach Knie-Operation zurück auf Fahrersitz
LEIPZIG/MZ. - "Im Juni werde ich wieder Straßenbahn fahren", erzählt der 57-Jährige. Der Straßenbahnfahrer aus Leipzig hat ein künstliches Kniegelenk bekommen, nachdem er sich jahrelang mit einer Arthrose herumgequält hatte. "Der Knorpel war weg und Knochen rieb auf Knochen", erklärt er. "Aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, habe ich meine Schmerzen mit Medikamenten gelindert und weitergearbeitet, bis es nicht mehr ging." Die Angst war in seinem Fall unbegründet. Ende 2008 wurde er operiert. Anschlussheilbehandlung, Nachsorge, das volle Programm. Doch es gab Komplikationen. 2009 noch eine OP und dann noch ein Rehabilitationsprogramm.
Dass Jürgen Karsupke die Zähne zusammenbeißt und diszipliniert trainiert bis zur Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit, ist nicht nur seinem eisernen Willen zu verdanken. "Das Ganze kann man nur in Ruhe machen, wenn man einen Betrieb im Rücken hat, der einen unterstützt", sagt er.
Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) zeigt sich schon der durch die Bevölkerungsentwicklung erwartete Fachkräftemangel. Künftig ist es nicht mehr möglich, durch Altersteilzeit früher aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Die heute 55-Jährigen müssen also noch etwa zehn Jahre arbeiten. Und so engagiert sich der LVB-Konzern, um die Gesundheit seiner 2 450 Mitarbeiter zu erhalten oder wiederherzustellen. So wird auch auf die berufliche Rehabilitation großen Wert gelegt.
Jürgen Karsupke ist einer von 20 Patienten, die in einem 2008 gestarteten Kooperationsprojekt der LVB mit der Rentenversicherung Mitteldeutschland schon erfolgreich betreut wurden. Diese Kooperation wurde am Montag auf einem Kolloquium der Rentenversicherung in Leipzig vorgestellt. Dabei geht es um arbeitsplatzbezogene Rehabilitationsprojekte, die etwa mit Opel und Bosch in Eisenach, mit den entsprechenden Betriebskrankenkassen und Spezialkliniken praktiziert werden. So konnten etwa die Arbeitsausfalltage der rehabilitierten Opel-Mitarbeiter um 70 Prozent gesenkt werden. "Qualitätsmanagement und Vernetzung sind das Gebot der Stunde", heißt es bei der Rentenversicherung und: Nachahmer in Sachsen-Anhalt seien willkommen.
"Für eine dauerhafte Wiedereingliederung in das Erwerbsleben müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen", erklärt René Toussaint, Chefarzt der Medica-Klinik, die Jürgen Karsupke betreut. Dazu gehörten vor allem der Betriebsarzt auf der einen und der Reha-Arzt auf der anderen Seite. "Der Arbeitsmediziner muss die Anforderungen an den jeweiligen Arbeitsplatz, denen der Arbeitnehmer gerecht werden muss, genau beschreiben", so Toussaint. Dann erfolge ein Abgleich mit individueller Leistungsfähigkeit. Die zielgenaue Rehabilitation versuche dann, beides wieder in Einklang zu bringen. So gehört nicht nur Bewegungstherapie ins Programm, sondern auch Arbeitsplatzsimulationen, Arbeitstraining, Strategien zur Stressbewältigung bis hin zur Sozial- und Ernährungsberatung. "Das Kooperationsprojekt ist ein Erfolgsgarant und ein Gewinn für alle Beteiligten", meint Toussaint.