Ratgeber Ratgeber: Kein Geld verschenken: Bafög richtig beantragen

Heidelberg/Dresden/dpa. - Ganz leicht macht es einem derStaat nicht: Wer Bafög bekommen will, muss erstmal einen Papierkriegbewältigen und ein paar Fristen beachten. Aber die Arbeit lohnt sichhäufig. Selbst wenn die Eltern gut verdienen, hat man Chancen aufBafög. Der dpa-Themendienst beantwortet die wichtigsten Fragen.
Lohnt sich ein Bafög-Antrag überhaupt?
«Es sollte auf jeden Fall ein Antrag gestellt werden. Nur sobekommt man raus, ob ein Anspruch auf Bafög besteht», sagt HelgaAbtt-Schmidt vom Studentenwerk Heidelberg. Im vergangenen Jahr habenlaut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks 29 Prozent derStudenten Bafög bekommen. «Aber viele verschenken Geld, weil sieglauben, sie würden ohnehin nichts kriegen. Aber selbst, wer nur 100oder 200 Euro im Monat bekommt, kann zufrieden sein und muss dafürnicht kellnern gehen», sagt Abtt-Schmidt.
Kommt bald eine Bafög-Erhöhung?
Der Bundestag hat bereits beschlossen, die Fördersätze zum 1.Oktober um 2 Prozent zu erhöhen. Die Länder haben im Bundesrataber vor Kurzem den Vermittlungsausschuss angerufen. Sie wollenerreichen, dass der Bund die erwarteten Mehrkosten komplettübernimmt. Beim Bafög trägt der Bund bisher 65 Prozent der Kosten,die Länder 35 Prozent.
Was hat das Einkommen der Eltern mit dem Bafög zu tun?
Mit dem Bafög will der Staat sicherstellen, dass sich nicht nurKinder von reichen Eltern ein Studium leisten können. Deshalb hängtdas Bafög entscheidend vom Einkommen der Eltern ab, die ein Formblattzu ihren Einkommensverhältnissen ausfüllen müssen. In der Regel gilt:«Wenn die Eltern weniger als 33 000 Euro netto im Jahr zur Verfügunghaben, wird Bafög gewährt», sagt Achim Meyer auf der Heyde,Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks.
Wie viel Bafög bekomme ich?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Im Durchschnitt bekamenBafög-Empfänger im vergangenen Jahr laut Studentenwerk 430 Euro imMonat. Einen ersten Anhaltspunkt bieten Bafög-Rechner im Internet.«Aber da kommen oft falsche Ergebnisse raus», warnt Abtt-Schmidt.«Lieber sollte man zum zuständigen Bafög-Amt gehen und sich beratenlassen.»
Bis wann muss der Bafög-Antrag abgeben werden?
«Am besten sollte man den Antrag schon im Juli stellen, damit dasBafög pünktlich zum Studienbeginn im Oktober ausgezahlt wird. ImAugust und September ist hier sehr viel los, da kann es zuVerzögerungen kommen», sagt Jana Greiner vom Studentenwerk inDresden. Allerspätestens sollte der Antrag in dem Monat eingereichtwerden, in dem das Studium beginnt, denn Bafög wird nicht rückwirkendgezahlt. Wer diese Frist verpennt, verschenkt jeden Monat Geld.
Welches Studentenwerk ist zuständig?
Zuständig ist das Studentenwerk am Hochschulort. Der Antrag kannpersönlich gestellt werden oder postalisch. Die Studentenwerkeempfehlen, persönlich vorbeizukommen: Bei der Masse an Formblättern,Zusatzblättern, Bescheinigungen, Nachweisen und Erklärungen fehltfast immer irgendwas. «Wenn der Antragsteller persönlich vorbeikommt,guckt der Sachbearbeiter, ob alles vollständig ist. Das erspart dannoft einen aufwendigen Briefwechsel», sagt Greiner.
Was kann passieren, wenn ich beim Antrag ein bisschen schummele?
Das kann fatale Folgen haben. «Seit 2004 gleichen die Bafög-Ämterihre Daten automatisch mit dem Finanzamt ab», sagt Sina Groß, Autorindes Buchs «Clever studieren - mit der richtigen Finanzierung». ImExtremfall drohen Vorstrafen. «Das kann beispielsweise Juristen oderangehende Lehrer die Karriere kosten.»
Steuert das Bafög-Amt etwas zu meiner Miete bei?
Ja. Wer nicht bei den Eltern wohnt, bekommt 146 Euro im Monat.
Wie viel darf ich nebenher verdienen?
«Studenten ohne Kind können über Ferien- und andere Nebenjobs 4800Euro im Jahr verdienen, ohne dass das Bafög bekürzt wird», sagt SinaGroß. Wer mehr verdient, bekommt weniger Bafög.
Wie viel Geld darf ich auf dem Konto haben?
Bafög gibt es nur für Studenten, die sich das Studium ansonstennicht leisten könnten. «Daher muss ein Student zuerst seineErsparnisse einsetzen, um sein Studium zu finanzieren», sagt Groß.Die Grenze liegt bei 5200 Euro. Wer mehr hat, bekommt kein Bafög, bisdas gesparte Geld aufgebraucht ist.
Muss ich das Bafög irgendwann zurückzahlen?
Das Bafög wird zur Hälfte als Zuschuss gezahlt, aber der Rest istein zinsloses Darlehen und muss zurückgezahlt werden. Etwa fünf Jahrenach dem Ende des Studiums wird die erste Rate fällig, meist etwasüber 100 Euro pro Monat. «Aber wenn jemand sein Studium besonders gutoder ungewöhnlich zügig abgeschlossen hat, kann das Verwaltungsamtdafür bis zu 2560 Euro vom Schuldenberg abziehen», sagt Groß. Auchwenn jemand das Darlehen besonders schnell zurückzahlt, wird ein Teilder Schuld erlassen.
INFOKASTEN: Der Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars
Wer Bafög beantragen will, braucht erstmal alle möglichenFormulare. «Es ist in der Tat ganz schrecklich viel, was man dabeizubringen hat», sagt Helga Abtt-Schmidt. Um nicht den Überblick zu verlieren, ist der Antragsassistenz des Bildungsministeriums hilfreich (siehe Link). Dort beantwortet man ein paar Fragen, und bekommt dann alle Formulare zum Download angeboten, die man für die eigene Lebenssituation braucht.