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Prüfungsangst Prüfungsangst: Herzklopfen, Schweißausbrüche, Übelkeit

Von Joelle Verret 03.08.2005, 13:28
Ein wenig Nervosität fördert die Aufmerksamkeit und ist produktiv. Prüflinge, bei denen die Angst überhand nimmt, sollten allerdings Selbsthilfegruppen zur Stressbewältigung aufsuchen. (Foto: dpa)
Ein wenig Nervosität fördert die Aufmerksamkeit und ist produktiv. Prüflinge, bei denen die Angst überhand nimmt, sollten allerdings Selbsthilfegruppen zur Stressbewältigung aufsuchen. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Düsseldorf/Köln/dpa. - Herzklopfen, Schweißausbrüche,Übelkeit: Kaum eine Prüfung fordert stabilere Nerven als diemündliche. Allein die Vorstellung, vor den Augen der Prüfer zuversagen, treibt viele Studenten in Resignation oder Krankheit. Unddamit sinken die Aussichten auf eine erfolgreiche Prüfung meist gegenNull.

Die Angst beginnt im Kopf - und ein Prüfling kann einiges dagegentun. «Prüfungsangst ist normal», sagt Hans Krips von derpsychosozialen Beratungsstelle des Kölner Studentenwerks. Ingemäßigter Form sei sie auch durchaus nützlich, denn nervöse Menschenseien schöpferisch. «Oftmals sind es gerade die Einserkandidaten, diePrüfungsängste beklagen», so Prof. Borwin Bandelow, Vorsitzender derGesellschaft für Angstforschung in Göttingen. Auch Ariane Charbel,Autorin des Ratgebers «Top vorbereitet in die mündliche Prüfung»sieht die Nervosität nicht als notwendigen Leistungskiller: «Einbisschen Druck ist gut, denn er fördert die Aufmerksamkeit undmobilisiert Energien».

Dennoch ist es kein Einzelfall, dass Studenten sich besonders vorder mündlichen Prüfung zwischen Schlaflosigkeit und Motivationsmangelbewegen. Häufig mündet das Ganze sogar in einer Krise. «DiePrüfungsängste nehmen zu, da auch die Belastungen für junge Menschenzunehmen», sagt Krips. Der Kampf um die Arbeitsplätze und dieGebührenerhöhung machen es den Studenten nicht einfacher.

Die mündliche Prüfung ist wegen ihrer besonderen Art von Druckeine schwierige Herausforderung für viele Menschen: Es sei dieBestehenssituation «Auge in Auge» mit dem Gegenüber, die eine ArtFluchtinstinkt weckt. «Ich selbst habe mich vor den Prüfungenverrückt gemacht», sagt die ehemalige Germanistik- undGeschichtsstudentin Charbel.

Während sich in Klausuren einmal eine Frage überspringen lässt undsich der Prüfling durch kleine Pausen ablenken kann, treibt einen diemündliche Prüfung bisweilen bis zum Blackout. «Einen anhaltendenBlackout während der Prüfung sollte der Betroffene vor seinem Prüferauf jeden Fall ansprechen», rät Hans Krips.

Nicht wenige Prüflinge greifen in ihrer vorzeitigen Angst zuAlkohol oder Beruhigungstabletten. Alternative Methoden seien injedem Fall vorzuziehen, nicht zuletzt weil Alkohol ein gefährlichesSuchtmittel ist und Beruhigungstabletten müde undkonzentrationsschwach machen, meint Krips. Er empfiehltSelbsthilfegruppen zur Stressbewältigung: «In der Gruppe lernt manEntspannungsmethoden etwa durch körperliche Übungen undAtemtechniken». Auch Sport sei ein guter Weg, um zu entspannen.

Die strategische und systematische Vorbereitung ist auch fürAriane Charbel der Fahrschein für eine gelungene Prüfung. Nicht nurein persönlicher Lernzeitplan kann Stress vorbeugen. Auch guteLernbedingungen an einem ruhigen und bequemen Arbeitsplatz sindhilfreich. Für die richtige Lernmethode sind Gespräche über dasrelevante Thema und ein möglichst frühzeitiges Wiederholen desGelernten wichtig.

«Da man normalerweise nicht ständig mündliche Prüfungen ablegt,ist der Erfahrungswert darin gering», so Charbel. Daher könne eshelfen, die Prüfungssituation vorher zu simulieren. Ein Freund kanndabei die Rolle des Prüfers übernehmen, aber auch das freie Vortragenvor dem Spiegel ist eine sinnvolle Übung. Generell sei nicht zuvergessen, auch ein Gegengewicht zu der harten Lernzeit zu schaffen.«Man muss auch zwischendurch etwas tun, was Spaß macht», so Charbel.

Gegen Lampenfieber vor der Prüfung nützt es laut Berater Kripsauch, sich selbst gut zuzureden - nach dem Motto: «Das haben schonviele vor mir geschafft» und «Es geht nicht um Leben und Tod».Außerdem sollte man pünktlich am Prüfungsort erscheinen und in derPrüfung langsam sprechen, erklärt Ariane Chabel. Bei großenSchwierigkeiten im Vorfeld der Prüfung sei es immer ratsam,professionelle Hilfe aufzusuchen - beispielsweise dieStudentenberatung ist dafür ein Ansprechpartner.