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Preisstrukturen Preisstrukturen: Euro wirbelt die Preise durcheinander

26.02.2002, 13:57
Das Ende der D-Mark
Das Ende der D-Mark dpa

Düsseldorf/dpa. - Mit dem Umrechnungskurs von 1,95583 DM pro Euro entstand in denvergangenen Monaten vor allem in Supermärkten und Selbstbedienungs-Warenhäusern eine ungewohnte und zum Teil verwirrende Preisvielfalt.Die so beliebten 1,99 DM wurden bei exakter Umrechnung zu 1,02 Euro.Andere Preise enden auf 1, 4, 7. Die Befürchtung, dass mit den altenSchwellenpreisen Orientierungshilfen verloren gingen, bestätigtesich. Im Januar hielten sich Kunden aus Unsicherheit beim Einkaufenzurück. Neue Standard-Preise bilden sich noch heraus.

Am Donnerstag endet nun nicht nur die Selbstverpflichtung desHandels, die D-Mark noch als Barzahlungsmittel neben dem Euro zuakzeptieren. Auch die doppelte Preisauszeichnung in beiden Währungengeht zu Ende. Neue Preisangaben werden nach Auskunft vonBranchenvertretern ab Freitag nur noch in Euro erfolgen. AltePreisschilder mit beiden Währungen müssen jedoch nicht über Nachtabgenommen werden.

Verbraucherschützer würden es begrüßen, wenn der Einzelhandel nocheinige Wochen länger an der doppelten Preisauszeichnung festhielte.Dies würde die Gewöhnung an die neue Währung und den Preisvergleicherleichtern. In anderen Ländern der Euro-Zone wollen viele Händlerdie doppelte Preisauszeichnung noch einige Zeit fortsetzen.Branchenvertreter halten entgegen, dass die doppelte Preisauszeichung1999 startete und der Euro bei einem Fortführen nur schwer in dieKöpfe gelange. Außerdem sei dies eine Kostenfrage. Die Euro-Umstellung einschließlich der Mitarbeiter-Schulungen habe den Handeletwa 1 bis 1,5 Prozent des Branchenjahresumsatzes gekostet. Das wären3 bis 4,5 Milliarden Euro.

«Wir sehen schon, dass sich neue Schwellenpreise herausbilden»,sagt der Sprecher des Hauptverbandes Deutscher Einzelhandel, HubertusPellengahr. Es gebe inzwischen eine Reihe von Preisen, die auf 5 oder0 enden. Bei solchen Angeboten spielt offenbar auch das Kopfrechnender deutschen Kunden eine Rolle, die zum Preisvergleich in DM Euro-Beträge überschlägig mit 2 multiplizieren. Diesem Umstand werdenglatte, neue Textilpreise von 50 oder 100 Euro zugeschrieben.

Welche Schwellenpreise die Etiketten dominieren werden, muss sichnoch zeigen. «Das ist mit Sicherheit noch im Fluss», beschreibt GerdHärig, Hauptgeschäftsführer im Bundesverband des Lebensmittelhandels.Nach Einschätzung von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler REWEwird die 9 am Preisende auch künftig eine große Rolle spielen. DurchPreisabrundungen seien Zucker und Milch billiger geworden. Bei REWEmache das Volumen der Preissenkungen bis zu 50 Millionen Euro aus.

Deutschlands führender Handelskonzern METRO hat zum 1. Januar aufEuro-Schwellenpreise umgestellt. Abrundungen und Aufrundungen hättensich dabei die Waage gehalten. «Der durchschnittliche Warenkorb istnicht teurer geworden», sagte METRO-Sprecher Albrecht von Truchseß.Ausnahmen bildeten Obst und Gemüse, bei denen die Preise durch denharten Winter gestiegen seien. Branchenbeobachter sehen derzeit einegeringe Bereitschaft zu einem ersten Preiskrieg mit dem Euro. DieAktion von Aldi zu Jahresbeginn mit Preissenkungen quer durch dasRegal löste keinen durchgängigen Preisrutsch in der Branche aus.