Postbank Postbank: Die Karte, die Urlauber im Stich lässt
BERLIN/MZ. - Dabei hatten alle Kunden vor ihm Geld bekommen. Warum der Automat bei ihm aber die Auszahlung von seinem gedeckten Konto verweigerte, konnte sich Krüger nicht erklären. Er war ratlos. Eine Kreditkarte besaß er nicht und Reiseschecks hatte er auch nicht dabei. So wie ihm dürfte es derzeit vielen Postbank-Kunden ergehen, die sich im Ausland auf ihre EC-Karte verlassen. Denn das Geldhaus hat in den vergangenen Monaten aus Sicherheitsgründen alle EC-Karten - die offiziell Girocards heißen - ausgetauscht.
Eigenes System entwickelt
Darüber hinaus hat die Postbank die Firma, mit der sie dabei zusammenarbeitet, gewechselt: Bislang war es Maestro. Doch die neuen EC-Karten sind von der Kreditkartenfirma Visa, die dafür ein eigenes System namens V-Pay entwickelt hat. Geldabhebungen funktionieren hier nur noch über den eingebauten Microchip. In Deutschland und in den meisten europäischen Ländern ist das kein Problem, weil die Geldautomaten entsprechend programmiert sind. Doch in einigen Ländern Europas und praktisch im gesamten nicht-europäischen Ausland lesen die Geldautomaten weiterhin nur den Magnetstreifen auf der Karte. Abhebungen mit den V-Pay-Karten sind dort nicht möglich. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Postbank die Kunden nicht ausdrücklich auf das Problem hingewiesen hat.
Was derzeit nur Postbank-Kunden betrifft, könnte bald auch Andere angehen. Nach Angaben von V-Pal wollen immer mehr deutsche Banken und Kreditinstitute auf die neue Karten-Art umstellen. "Die deutschen Mitgliedsbanken von Visa Europe haben derzeit 34 Millionen Bestellungen für V-PAY-Girocard-Karten zugesagt. Davon werden zehn Millionen bis Mitte 2011 an Bankkunden ausgegeben sein", heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. An der Herausgabe der neue Karten arbeiten demnach die Finanzgruppe der Volksbanken-Raiffeisenbanken, etliche Sparkassen und die Landesbank Berlin.
Doch schon jetzt, vor der großen Umstellung, können nicht nur Postbank-Kunden mit ihrer EC-Karte außerhalb der EU mitunter kein Geld abheben. Zwar verwenden die meisten Banken nach wie vor die Karten von Maestro, mit denen Abhebungen weltweit technisch weiterhin möglich sind. Doch müssen etwa Kunden der Deutschen Bank oder der Berliner Bank vorher genau festlegen, in welchem Land und in welchem Zeitraum sie die Karte einsetzen wollen. Ansonsten streikt auch für sie der Geldautomat. Andere Banken wiederum haben den Verfügungsrahmen für Auslandsabhebungen deutlich reduziert.
Dramatisch viele Betrugsfälle
Grund dafür, dass viele Banken bei den Auslandsabhebungen mit der EC-Karte so restriktiv geworden sind, ist der dramatische Anstieg der Betrugsfälle beim Abheben am Geldautomaten. Besonders häufig wenden die Betrüger dabei das so genannte Skimming an: Mit einem auf den Einschiebeschacht am Geldautomaten angebrachten Lesegerät kommen sie an die Kundendaten, mit einer geheim angebrachten Kamera an die Geheimzahl. Dann fertigen sie Karten-Duplikate und plündern damit das Konto des Karteninhabers. Den Schaden muss die Bank dem Kunden in solchen Fällen ersetzen.