Porzellanmanufaktur Porzellanmanufaktur: Mops aus Meißen im Dekolleté

Meißen/dpa. - Die nur wenigeZentimeter kleinen Figuren aus «weißem Gold» made in Saxony erobernnicht nur die Welt der Reichen und Schönen, sagt der Geschäftsführerder Porzellanmanufaktur Meissen, Christian Kurtzke.
Mit dem Schmuck-Vierbeiner hat Kurtzke ein vor fast 300 Jahren inder Manufaktur kreiertes und vergessenes Stück aus der Versenkunggeholt. «Sie schmückten schon damals so manche Kette», erzählt er.Barock-Modelleur Johann Joachim Kaendler (1706-1775) hatte sie fürMitglieder des Mopsordens - eine skurrile Freimaurer-Vereinigung im18. Jahrhundert - geformt.
«Zum Aufnahmeritual gehörte unter anderem, mit verbundenen Augeneine Mopsfigur unter dem Schwanz zu küssen», berichtet Kurtzke. DerMops aus Porzellan, Silber oder Gold galt Ordensmännern und -frauenals Zeichen von Freundschaft, Liebe und Vertrauen. Kaendler war dabereits der Faszination des Hündchens erlegen. Laut Arbeitsberichtschuf er schon im Mai 1734 «erstlich 9 Stück kleine Mopshunde».
Eine Dreiviertelstunde dauert die «Geburt» eines Meissen-Mopses.Ines Weinert holt sechs aus Porzellanmasse gegossenen Teilevorsichtig aus der Form. Nach 20 Minuten Trockenzeit setzt die39-Jährige Rumpf mit Kopf, vier Beine und Schwanz zusammen, entferntdie Nähte mit einem Messer, glättet Ansatzstellen mit Wasser undPinsel.
Zum «echten Meissener» aber macht ihn Kathrin Horn - mit zweigekreutzen Schwerter auf das Minibäuchlein. «Eine Herausforderung»,sagt die 44-Jährige, eine von zwei erfahrenen «Schwerterinnen» derManufaktur. «Der Mops ist besonders schwer, weil das Zeichen zwischenseine Beinchen muss und die Figur da noch sehr zerbrechlich ist.»
In der Staffage dann bekommt das Tierchen Fell und Gesicht -mit grauschwarzer und Terpentin verdünnter Metalloxidfarbe. «Demhellen Mops malen wir Haare um Augen und Schnauze, Ohren und Pfoten,dem dunklen Tier das komplette Fell», erklärt Tina Gehrke. DasHalsband wird purpur bemalt, die winzigen Kügelchen mit Poliergoldversehen. «Ihre Augen werden braun.»
Während der Kaendler-Mops alter Prägung kaum noch bestellt wurde,«haben wir jetzt fast Produktionsengpässe», sagt Kurtzke. Dabei istdie mit Goldkette und Brillant veredelte Figur für 789 Euro schon einLuxusobjekt. Für das schwarze Pendant mit Weißgoldcollier - einelimitierte Edition - sind sogar knapp 1000 Euro veranschlagt. «EinLeben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos», sagte Mopsfan Vicco vonBülow alias Loriot schon 1998 bei einem Treffen der Freunde desMeissener Porzellans.
Die Schmuckkollektion gehört zu den Ideen, mit denen Kurtzke dasberühmte Unternehmen nach verlustreichen Jahren auf Erfolgskurs zubringen sucht. 2010 hatte die Manufaktur ein zweistelliges Umsatzpluserzielt. Und der Chef hat bereits eine weitere Entdeckung im Archivgemacht. «In Meissen wurden schon vor 250 Jahren Charms hergestellt.»Ein Brennprotokoll von 1767 berichte von den ersten 31 dieserSchmuckanhänger. «Beschrieben werden sie als kleine Symbole undSchiffchen für Ketten am Hals und Armbänder», sagt er. «Wir fahndennun, ob wir entsprechendes Design finden.»
Der Mops-Anhänger hat unterdessen bereits prominente Fans. Sostattete Hollywood-Schauspieler Sylvester Stallone bei einerBerlin-Visite Frau und Töchter mit den Porzellanhündchen aus. Auchdie Töchter von Formel 1-Boss Bernie Ecclestone sind auf den Mops mitden blauen Schwertern - dem Markenzeichen der 1710 gegründetenManufaktur - gekommen.