Porzellan-Manufaktur Porzellan-Manufaktur: Razzia bei Meissener
Halle (Saale)/MZ/STH/DAPD. - Die Wettbewerbsbehörde ermittelt gegen sechs Unternehmen und einen Verband, gab die Bonner Behörde am Dienstag bekannt. Betroffen ist unter anderem die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen. Behördensprecherin Jana Zacharias erklärte, es habe Ende vergangener Woche Durchsuchungen in der Branche gegeben, darunter auch in der Porzellan-Manufaktur in Meißen (Sachsen).
Meissener weist Vorwürfe zurück
Die Manufaktur bestätigte, dass Geschäftsräume in Meißen durchsucht worden seien, wies zugleich aber sämtliche Vorwürfe zurück. Man habe keine Kenntnis von solchen Praktiken, sei nicht daran beteiligt und unterhalte auch keine geheimen Kontakte zur Konkurrenz, wurde in einer Erklärung betont. Die Vorwürfe seien bislang vom Bundeskartellamt auch nicht konkretisiert worden. Anlass der Durchsuchungsaktion war laut Manufaktur ein Anfangsverdacht auf abgestimmte Verhaltensweisen mehrerer Porzellanhersteller durch unzulässige Preisabsprachen und Marktaufteilungen. Deutschlandweit sind nach Angaben der Kartellbehörde sechs Hersteller von Haushaltsgeschirr und ein Verband betroffen. Bei den Durchsuchungen seien außer Bediensteten des Bundeskartellamts auch zahlreiche Polizisten im Einsatz gewesen. Details könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genannt werden, sagte Zacharias.
Gegenüber der MZ räumte auch der Verband der Keramischen Industrie in Selb (Bayern) ein, betroffen zu sein. "Ich kann zu dem laufenden Verfahren nichts sagen", sagte Peter Frischholz, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes.
Die keramische Industrie steckt wieder einmal in der Krise. Die Hoffnung auf bessere Zeiten währt schon lange. So begehrt das "weiße Gold" auch immer war, seit es 1708 Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus in Meißen (Sachsen) gelang, das erste europäische Porzellan herzustellen, so wenig rentabel war oft die Produktion. Nicht nur August der Starke verdiente mit dem Porzellan kein Geld. Unzählige Manufakturen wurden in den letzten drei Jahrhunderten gegründet und verschwanden wieder. Zuletzt erwischte die Wirtschaftskrise 2009 die Branche hart. Die Insolvenz des Traditionsunternehmens und Marktführers Rosenthal, das von der Pleite der irisch-britischen Mutter mitgerissen wurde, war das sichtbarste Beispiel.
Für die Talfahrt macht Frischholz vor allem zwei Entwicklungen verantwortlich: die stark gestiegenen Billigimporte aus China und ein verändertes Verbraucherverhalten. Über die Hälfte des Porzellans werde aus Asien eingeführt. Die Verbraucher würden aber auch eher ein sechs- statt ein zwölfteiliges Porzellan-Set kaufen. "Ein Single-Haushalt benötigt nicht so viel Geschirr", so Frischholz.
Firmen exportieren stark
Die 1710 gegründete Porzellan-Manufaktur Meissen als weltbekannter Hersteller von Luxusporzellan ebenso wie die anderen großen Hersteller Villeroy & Boch, Rosenthal oder Kahla Porzellan suchen ihr Heil in der Produktion von Markenprodukten. Diese werden laut Frischholz auch stark ins Ausland verkauft. Die Exportquote der Unternehmen liege über 50 Prozent. Doch auch dort sei die Konkurrenz groß.
Ob dies nun für oder gegen mögliche Preisabsprachen spricht, dazu äußert sich der Verbandschef nicht. Nur eines sagt er diplomatisch: "In der Branche war man von den Vorwürfen überrascht."