Porträt Müntefering: Der Mann der kurzen Sätze
Hamburg/dpa. - Erst in der vergangenen Woche hatte sich Franz Müntefering (SPD) bei einem Wahlkampfauftritt für die bayerische SPD in München wieder auf der politischen Bühne zurückgemeldet. Fünf Wochen zuvor war seine Frau Ankepetra an Krebs gestorben.
Müntefering hatte sich vor rund neun Monaten von seinen Ämtern als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgezogen, um sich ganz um seine Frau zu kümmern. Nur sein Bundestagsmandat behielt er.
Der 68-Jährige gilt als einer der erfahrensten Politiker der SPD. Seit 1967 ist er Mitglied, später wurde er Parteivorsitzender im mitgliederstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Im Bundestag saß er von 1975 bis 1992 und wieder seit 1998. 1998 organisierte «Münte» den Wahlkampf der SPD, der Rot-Grün an die Macht brachte. Im Kabinett des damaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder arbeitete er nach dem ersten Wahlsieg als Verkehrs- und Bauminister. Er war ein wichtiger Verteidiger der bei der Parteilinken umstrittenen Reform-«Agenda 2010». Von 1999 bis 2002 bemühte sich Müntefering als Generalsekretär aber auch um einen Ausgleich zwischen den Parteiflügeln.
Als Parteichef (März 2004 bis November 2005) war der Sauerländer ein Mann des Übergangs. 2005 hatte er dieses Amt aufgegeben, weil er seinen Personalvorschlag für den Posten des Generalsekretärs nicht durchsetzen konnte. Er blieb jedoch bis zu seinem Rücktritt als Vizekanzler und Arbeitsminister ein Machtfaktor in seiner Partei und ein wichtiger Stabilitätsfaktor für Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
«Politik muss organisiert werden», lautet ein Lieblingssatz des Arbeitersohns und gelernten Industriekaufmanns. Besonders am Herzen liegen ihm Botschaften von Disziplin und Geschlossenheit. Seine kurzen Sätze sind dabei zu einem Markenzeichen geworden.