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Popmusik Popmusik: Gefühle in Moll

Von Frauke Holz 08.06.2012, 19:43

Halle (Saale)/MZ. - Haben Sie das Gefühl, heute mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein? Vielleicht liegt es an dem Lied, welches Ihnen seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht oder welches Sie im Radio am Frühstückstisch gehört haben. Denn wie Wissenschaftler der Freien Universität Berlin herausgefunden haben, bekommen wir zunehmend melancholische Songs in Moll-Tonart auf die Ohren - und das wirkt sich natürlich negativ auf die Stimmung aus. Der Ernst des Lebens hat nun also auch die Musikwelt im Griff. Erschreckend: Nur noch 42 Prozent der Hits sind heutzutage in fröhlichem Dur gehalten. Vorbei die Zeiten, in denen man unbeschwert zu "She loves you, yeah, yeah, yeah!" von den Beatles oder Abbas "Waterloo" das Tanzbein schwang.

Rund 1 000 Popsongs aus den US-Charts von 1965 bis 2009 haben Berliner Studenten in Akkorde zerlegt und das Tempo in Schlägen pro Minute nachgemessen. Das Ergebnis: Je trauriger die Melodie, desto erfolgreicher der Song. Bis heute hat sich die Anzahl der Depri-Hits, à la Mariah Careys "I still believe", verdoppelt. Doch was kann man dagegen tun? Roberto Blancos Schlagerhit "Ein bisschen Spaß muss sein" in Dauerschleife hören? Weiterhin in die Disco gehen, getreu dem Motto: Ich kann auch tanzen, ohne fröhlich zu sein? Oder Ohren zu und durch?

Sicher werden auch bald wieder andere Töne angeschlagen. Musikgeschichte wiederholt sich nämlich. So war auch die klassische Musik des 17. / 18. Jahrhunderts eindeutig fröhlich oder traurig. Und was daraufhin folgte, wissen wir ja: Romantik pur - im wahrsten Sinne des Tones.