Polizeiruf 110 aus Magdeburg Polizeiruf 110 aus Magdeburg: Schauspieler Sylvester Groth verlässt das Team
Halle (Saale)/Leipzig - Er hatte wohl keine Lust mehr. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Sylvester Groth seinen Einsatz für den Magdeburger „Polizeiruf 110“ kündigt, ohne auch nur ein einziges erklärendes Wort zu verbreiten.
Der 57-Jährige habe „uns über seinen Entschluss informiert“, teilte der MDR am Montag auf Nachfrage mit. Und dass man Verständnis für die „persönlichen Gründe für Herrn Groth“ habe. Aber worin bestehen diese persönliche Gründe? Von Groth war gestern nichts zu erfahren. Von seiner Berliner Agentur auch nichts. Man musste gar nicht erst aussprechen, um die telefonische Absage zu kassieren. Kein Wort also. Nicht einmal das, dass es „persönliche Gründe“ gäbe. Lässig und sachlich geht anders. Und „persönlich“ eigentlich auch.
Die „Bild“-Zeitung berichtete am Montag von „künstlerischen Differenzen“, die bei Groths Entscheidung, die Rolle als Kommissar Jochen Drexler fallen zu lassen, eine Rolle gespielt haben sollen. Immer wieder soll es demnach zu Diskussionen um die Drehbücher gekommen sein. Das Blatt zitiert einen Auskenner: „Sylvester ist sehr konsequent, wenn die Qualität nicht stimmt.“
Das klingt nachvollziehbar. Auch, wenn man einen Blick auf die gefeierten Anfänge des Magdeburger Kommissaren-Duos wirft. Im Oktober 2013 ging Groth gemeinsam mit Claudia Michelsen an den Start (46), um den „Polizeiruf 110“ aus Sachsen-Anhalt nach 17 halleschen Jahren mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler neu zu erfinden. „Der verlorene Sohn“ hieß der erste Krimi, der aus dem rechten Milieu berichtete und nicht frei war von volkspädagogischen Verquältheiten, was einem Krimi niemals gut tut, aber im Osten offenbar sein muss, weil man es nicht anders kennt. Es ging bemüht und kunstbeflissen zur Sache. Trotzdem freute sich Fernseh-Deutschland auf die Zukunft mit der mutwilligen Doreen Brasch und dem trockenen Jochen Drexler.
Aber der war offenbar nicht nur in seiner Rolle vergnatzt. Man liest heute ein Interview ganz anders, das Groth gemeinsam mit Michelsen im Juli 2014 der „Bild am Sonntag“ gab. Die Frage, was an TV-Krimis fasziniere, machte Groth seinerzeit fast sprachlos. Der Schauspieler, der seine Kinokarriere mit der Verfilmung von Hermann Kants Roman „Der Aufenthalt“ (1983) begann, gab zu Protokoll: „Ich weiß es nicht. Krimi strengt nicht an. Man kann mitdenken, muss aber nicht. Man kann auch mal kurz aufs Klo gehen, denn drei Minuten später wird einem eh alles noch mal erzählt. Krimis sind für viele Menschen wahrscheinlich eine gute Möglichkeit, die Zeit totzuschlagen - oder gut zu schlafen.“ Michelsen: „Das ist jetzt aber sehr negativ...“ Der MDR soll bereits nach einem Nachfolger für Groth fahnden, der zuletzt als KZ-Lagerältester Krämer in „Nackt unter Wölfen“ zu sehen war.
Zwei „Polizeiruf“-Folgen mit Groth kommen noch. Im Herbst (27.9. und 4.10.) werden Brasch und Drexler in einer Premiere im Ersten zu sehen sein: Erstmals gibt es in Koproduktion mit dem NDR eine „Polizeiruf“-Doppelfolge, die unter dem Titel „Ländersache“ gemeinsam mit Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern spielt, teilt der MDR mit. (mz)