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Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg: «Endkampf» um das Ruhrgebiet endete am 21. April 1945

Von Torben Börgers 13.04.2005, 05:37

Essen/dpa. - In einem Wald bei Duisburg endete am 21. April1945 endgültig ein Kriegs-Drama, das Historiker als «quälendenEndkampf um das Ruhrgebiet» beschreiben: Mit dem Selbstmord vonGeneralfeldmarschall Walter Model erlosch im so genannten«Ruhrkessel» der letzte Widerstand gegen den gemeinsamenGroßangriff von Briten und Amerikanern auf den kriegswichtigenIndustrie-Ballungsraum zwischen Rhein, Ruhr und Weser.

Die Offensive startete am 24. März bei Wesel und ging bereitsknapp vier Wochen später, am 18. April, durch die Kapitulation derletzten von 300 000 Wehrmacht-Soldaten der Heeresgruppe B zu Ende.Am 8. Mai 1945 kapitulierte Nazi-Deutschland vor den Alliierten.

Die Lage der Wehrmachtssoldaten in den Städten und Dörfernzwischen Wesel und Köln war von Anfang an hoffnungslos: In denStellungen am Rhein standen als Verteidiger statt erfahrenerSoldaten Ausbildungseinheiten. Munition war knapp geworden, dieLuftwaffe erschien hilflos: Die Alliierten flogen weitgehendungehindert Angriffe auf Osnabrück, Bocholt, Münster, Rheine,Dinslaken, Bochum, Essen, Iserlohn und Hagen. «Organisiertenmilitärischen Widerstand gab es schon seit Februar nicht mehr», sagtHistoriker Gerd Krumeich von der Heinrich-Heine-UniversitätDüsseldorf.

Die alliierten Truppen stießen daher bei ihrer Offensive imWesten Deutschlands kaum auf Widerstand: Am 8. März eroberten US-Einheiten die unzerstört gebliebene Brücke bei Remagen und gelangtenso an das östliche Ufer des Rheins. Nach dem Großangriff bei Weselam 24. März nahmen Briten und Amerikaner das Ruhrgebiet in dieZange. Am 1. April schloss sich der «Ruhrkessel» durch dasZusammentreffen der 1. und 9. US-Armee bei Lippstadt. Vier Tagespäter rollen amerikanische Panzer durch die Innenstadt von Münster.«Als Befreiung haben die Menschen das aber nicht verstanden», soKrumeich. «Außer diejenigen, die in Haft waren.»

Die Nationalsozialisten reagierten mit ebenso vehementem wiesinnlosem Widerstand: Der Essener Gauleiter Fritz Schleßmann ordnetedie «totale Räumung» der zerbombten Großstädte Essen und Duisburgan, Hitler befahl die Zerstörung von Industrie- undVersorgungseinrichtungen. Desertierende Soldaten und Offizierewurden genauso standrechtlich erschossen wie alle männlichenBewohner von Häusern, an denen weiße Bettlaken als Zeichen desAufgebens hingen. «Wer sich nicht an der Verteidigung beteiligte,riskierte, im letzten Moment aufgehängt zu werden.», berichtetKrumeich.

Trotzdem hatten Millionen Deutsche Glück im Unglück: BereitsAnfang März hatte Hitler mit Sippenhaft für alle Angehörigenverfügt, sollte ein Wehrmacht-Soldat in Gefangenschaft geraten ohneverwundet zu sein oder bis zum Äußersten gekämpft zu haben. Alleinin den ersten vier Monaten des letzten Kriegsjahres nahmen diealliierten Truppen 500 000 deutsche Soldaten in Haft, später stiegdie Zahl auf 4,5 Millionen. Doch der Krieg war zu Ende, bevor derSippenhaft-Befehl ausgeführt werden konnte.