1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Würzburg: Würzburg: Synode der Evangelischen Kirche hat begonnen

Würzburg Würzburg: Synode der Evangelischen Kirche hat begonnen

05.11.2006, 13:55
Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich predigt am Sonntag (05.11.06) in der Würzburger St. Johanniskirche im Gottesdienst zur Eröffnung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (Foto: dpa)
Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich predigt am Sonntag (05.11.06) in der Würzburger St. Johanniskirche im Gottesdienst zur Eröffnung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (Foto: dpa) epd pool

Würzburg/dpa. - Er habe die Sorge, dass damit das Bild von Menschen ersterund zweiter Klasse verfestigt werde, sagt Huber am Sonntag zumAuftakt der EKD-Synode in Würzburg. Damit würden «Menschen scheinbaran ihre derzeitige schwere Lage so angekettet, als lasse sich darannichts ändern», warnte Huber vor 120 Mitgliedern des EKD-Kirchenparlaments. Schwerpunktthema der bis zum Donnerstag (9.November) dauernden Tagung ist die wachsende Armut in Deutschland.

Die derzeitige Diskussion lenke von der Aufgabe ab, geradeMenschen in prekären Lebenssituationen den Zugang zu Arbeits- undLebensmöglichkeiten zu eröffnen. «Nur eine Gesellschaft, dieBeteiligungsgerechtigkeit als Wert anerkennt, kann den Teufelskreisvon Armut und Abhängigkeit überwinden», sagte Huber. Die gegenwärtigeUnterschichtendebatte verstärke hingegen den Eindruck von einemZweiklassen-Menschenbild, das die gleiche Würde aller Menschenmissachte. Betroffene empfänden dies zu Recht als diskriminierend.

In der Debatte um eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten warnteHuber vor einer «Aushöhlung des Sonntagsschutzes». Vor allem Pläneeiniger Bundesländer für verkaufsoffene Adventssonntage seien für dieKirche nicht akzeptabel. Ein solches Vorhaben nehme den Menschen nurnoch als Konsumenten wahr, kritisierte der EKD-Ratsvorsitzende. DerSonntag müsse als Tag des Gottesdienstes, der Muße und der Besinnungerhalten bleiben.

Mit Blick auf die in der Bundeswehr registrierten mutmaßlichenLeichenschändungen warnte Huber vor einer Verharmlosung. DieGeringschätzung von Leben und Tod dürfe nicht als pubertäreAnwandlung heruntergespielt werden, «die bei Soldaten imKriegseinsatz umgehemmt durchbrechen», wie manche jetztargumentierten. Allerdings dürfe die Empörung über ein moralischunvertretbares Verhalten auch nicht «zum Alibi für resignierteGleichgültigkeit gegenüber den Erschütterungen moralischerVorstellungen im eigenen Land werden», sagte er. Huber verwies dabeiauf den alltäglichen Rassismus und verborgene Formen von Gewalt inDeutschland.