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Wolfgang Bosbach Wolfgang Bosbach bei Anne Will: "Ich hätte gerne mehr Tacheles geredet"

08.11.2016, 16:22
Nora Illi während der Talk-Show Anne Will. Die 32-Jährige nutzte ihren Auftritt, um Werbung für ihre radikalen Ansichten zu machen.
Nora Illi während der Talk-Show Anne Will. Die 32-Jährige nutzte ihren Auftritt, um Werbung für ihre radikalen Ansichten zu machen. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Der TV-Talk bei und mit Anne Will ist auch fast 48 Stunden später noch das Thema in Deutschland: Der Auftritt der muslimischen „Frauenbeauftragten“ Nora Illi (32), die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen den Dschihad verteidigte und die Vollverschleierung als „Freiheit“ und „Selbstbestimmung“ beschrieb, sorgte für einen Skandal. Wolfgang Bosbach (CDU), ebenfalls Teilnehmer in der Runde, sagt in einem Interview mit Focus.de: „Ich hätte gerne noch mehr Tacheles geredet!“

Fakt ist: Die ARD und Anne Will haben der radikalen Muslima eine breite Plattform geboten. Nora Illi betrieb „Propaganda“ – so wie es Ahmad Mansou mehrfach in der TV-Sendung betont hatte. Wolfgang Bosbach (64) nahm jedoch auch Anne Will in Schutz. Ihr könne man wirklich „keinen Vorwurf machen“, sie habe sich „redlich darum bemüht, aus einer schwierigen Situation das Beste zu machen“, so der Politiker.

Wolfgang Bosbach: „Vielleicht wollte Anne Will höflich bleiben“

„Natürlich hätte sie Frau Illi auch argumentativ etwas härter begegnen können, aber dafür gab es ja die anderen Gesprächsteilnehmer und vielleicht wollte sie ganz einfach höflich bleiben – und dafür hätte ich sogar Verständnis“, sagte Bosbach.

Wolfgang Bosbach übte bei Focus.de allerdings auch Kritik: „Vielleicht denken die Verantwortlichen im Fernsehen auch einmal in Ruhe darüber nach, ob es eigentlich sinnvoll und plausibel ist, Vollverschleierte im Fernsehen auftreten zu lassen, denn jedenfalls die überwältigende Mehrheit der Zuschauerinnen und Zuschauer möchte wissen, wie die Person aussieht, die gerade spricht. Man interessiert sich nicht nur für das gesprochene Wort, auch für Mimik und Gestik. Anne Will wird ja im Fernsehen übertragen und nicht im Radio.“

Wolfgang Bosbach: „Wer ausrastet, hat schon verloren“

Bosbach selbst wäre bei der Diskussion gerne aus der Haut gefahren, entschied sich jedoch dagegen: „Wer ausrastet oder gar den Raum verlässt, hat schon verloren.“ Und weiter: „Diese Form der Werbung für muslimische Radikalisierung habe ich noch in keiner Talk-Show erlebt.“

Lobende Worte hatte der Rechtsanwalt, der sich zum Ende der Wahlperiode im Herbst 2017 aus der Politik zurückziehen will, einzig für den israelisch-arabischen Psychologen Ahmad Mansour (40). Bosbach: „Er kann ja klare Kante zeigen, ohne dass man ihm sofort den Vorwurf Islamophobie an den Kopf wirft.“

ARD und NDR verteidigen Einladung von Nora Illi

Während die ARD bzw. die verantwortlichen NDR-Redakteure die Einladung der Muslima Nora Illi verteidigten, wurde unterdessen bekannt, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft das Erste deutsche Fernsehen vor einer Einladung gewarnt hat. Die 32-jährige Kovertitin vertritt mit dem Islamischen Zentralrat der Schweiz (IZRS) einen Verein, in dessen Reihen mindestens zwei Mitglieder im Verdacht stünden, islamistischen Terrorgruppen wie Al-Kaida und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nahezustehen.

Nora Illi bei TV-Talkshow Anne Will: Keine Konsequenzen für „Sympathie-Werbung“

Übrigens: Strafrechtlich oder presserechtlich wird der Auftritt von Nora Illi („Nur beim Suppenessen mit Niqab kann es Schwierigkeiten geben”) ohne Konsequenzen bleiben. Denn die sogenannte „Sympathie-Werbung“ für terroristische Vereinigungen ist seit dem 11. September 2001 erlaubt. Wolfgang Bosbach sagte dazu in einem Interview mit WeltN24: „Mir ist bis heute unklar, welche unsichtbaren Kräfte die SPD daran hindern, gemeinsam mit der Union die Sympathie-Werbung für den Terror wieder unter Strafe zu stellen.“ (mz)

Anne Will in der ARD-Mediathek: Mein Leben für Allah - Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen