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Wolf Biermann Wolf Biermann: Diese Parteien bekommen auf keinen Fall seine Stimme

Von Nada Weigelt 21.09.2017, 10:00
Liedermacher Wolf Biermann nimmt bis heute kein Blatt vor den Mund
Liedermacher Wolf Biermann nimmt bis heute kein Blatt vor den Mund imago stock&people

Berlin - Drei Fragen zur Bundestagswahl an den Liedermacher und früheren DDR-Dissidenten Wolf Biermann:

Warum gehen Sie wählen oder warum gehen Sie nicht wählen?
Wolf Biermann: Ich gehe grundsätzlich wählen - aus Respekt vor der Demokratie und aus tiefer Freude über unsere Freiheit. In der DDR bin ich aus Respekt vor mir selber nie zur Wahl gegangen, denn das waren ja überhaupt keine Wahlen. Ich weiß immerhin ganz genau, wem ich am 24. September nicht meine Stimme gebe: nicht diesen Weltwutbürgern mit ihrem nationalistischen Gebrüll. Und - für jemanden wie mich verständlich – wähle ich nicht die SED-PDS-LINKE, die nach meiner Meinung ja weder links ist noch rechts ist, sondern reaktionär.

Der Wahlkampf konzentriert sich sehr auf die beiden Spitzenkandidaten von Union und SPD. Was gefällt Ihnen an Angela Merkel (CDU), was gefällt Ihnen an Martin Schulz (SPD)?
Wolf Biermann: Aus sentimentaler Tradition stehe ich den Sozialdemokraten nahe, aber aus praktischer Vernunft der Kanzlerin. Die Merkel macht mit evangelischem Mut eine pragmatische Politik. Mir gefällt, dass sie die Welt nicht erlösen will, sondern verbessern. Das nervt zwar manche gescheiterten Menschheiterretter, aber ist für unser europäisches Deutschland ein Glück.

Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung?
Wolf Biermann: Dass sie sich von solchen Kanaillen wie Putin, Erdogan und Trump nicht einschüchtern lassen wird. Und ich hoffe, dass sie sich von den linken und rechten Populisten im eigenen Land nicht aus lauter Panik selbst in populistische Lügen locken lässt.

Wolf Biermann (85) ist der Sohn eines in Auschwitz ermordeten jüdischen Kommunisten. 1953 übersiedelte er in die DDR. Wegen seiner systemkritischen Lieder wurde er 1965 verboten, 1976 aus der DDR ausgewiesen. Derzeit wirbt er bei einer Konzerttournee dafür, demokratische Parteien zu wählen. (dpa)